Von Irren und Windmaschinen

Von Marcus Müller

Ist er wieder da, Horst Seehofer, der „Quartals-Irre“? Der schon vor einigen Jahren so von einem eher unbekannten FDP-Politiker gescholtene bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende hat jedenfalls mit dem Bruch der schwarz-gelben Koalition gedroht. Mal wieder. Wenn wir Politik-Interessierten richtig gezählt haben, dürfte das jetzt die vierte Drohung dieser Art von ihm sein, seit sich im Bund die so genannte Wunsch-Koalition gefunden hat. Und nein, das vorherige seehofersche Drohen (zur beschönigend Betreuungsgeld genannten Herdprämie) ist noch keine drei Monate her; nicht einmal drei Wochen. Das mit dem Quartal stimmt also schon mal nicht… …[ mehr ]

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EM-Aus: Die deutschen Tugenden

Von Michael Kraske

Jetzt kriechen wieder alle aus den Löchern, die es eh schon immer gewusst haben: Deutschland kann eben nicht so schön spielen wie die Südländer. Wir brauchen wieder mehr Härte, mehr Grätschen, mehr gelbe Karten, eine Hierarchie, einen Führer, den man neumodisch „aggressive leader“ nennt. Ein Synonym für Treter übrigens. Deutschland reagiert auf den Halbfinal-K.o. so angsterfüllt wie auf jede gefühlte Wirtschaftskrise. Doch Angst gewinnt auch auf dem Rasen keine Spiele. Wer auf Nummer sicher gehen will, indem er die Rezepte aus dem letzten Jahrtausend aufwärmt, wird demnächst von den Künstlern schwindelig gespielt werden. …[ mehr ]

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Europa ist tot, es lebe Europa!

Von Marion Kraske

Von Untergang war die Rede, von einem Zerbersten des Euro (wahlweise ganz Europas), Italiens Ministerpräsident Mario Monti beschrie theatralisch gar die Hölle. Im Vorfeld des EU-Gipfels regierte die Hysterie. An medialen Entgleisungen durfte es ebenfalls nicht fehlen: Da wurde Angela Merkel zum eiskalten Engel stilisiert, zum zweiten Hitler, die mit ihrem vermeintlichen Sparwahn nicht nur Europa, nein gleich die ganze Welt in eine Depression stürzt. Apokalypse pur. Europa – so gut wie tot!

Nun, nach dem Gipfel, glätten sich die Wogen allmählich. Wo eben noch der Abgrund beschrien wurde, kehrt – vorerst zumindest – Normalität ein. Emotionale Abkühlung vor allem. Und bemerkenswert: Alle feiern einen Sieg. Die Südländer triumphieren, weil sie die rigiden Sparvorgaben der Nordländer – allen voran Deutschlands – aufweichen konnten. Und auch die Nordländer, angeführt vom vermeintlich aggressiven “Terminator” namens Merkel, sind zufrieden, weil sie dazu beigetragen haben, den Euro zu retten. Apokalypse war gestern. Europa ist reanimiert! …[ mehr ]

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Gebührenvernichter ZDF: Häuser, Herde, Explosionen

Von Martin Häusler

Nennen Sie mich konservativ, nennen Sie mich moralisch, nennen Sie mich einen Spielverderber. Aber das, was das ZDF freitagabends durchs Sommerloch sendet, ist keine mediale Bagatelle. Es ist ein Frontalangriff auf die Intelligenz des Publikums. Es ist eine Missachtung gesellschaftlicher Zustände. Es ist die dreisteste Pulverisierung des Gebührengedanken seit Langem und damit ein Fall für den Verwaltungsrat.
Stein des Anstoßes: die Sendung „Nicht nachmachen!“ mit Wigald Boning und Bernhard Hoecker. Die als experimentelles Wissensformat verkaufte Produktion ist in Wahrheit dreist inszeniertes Zeugnis postmaterialistischer Zerstörungs- und Verschwendungslust ohne jeden Anspruch. Die Aufgabe der beiden Altkomiker: Inventar, wie es sich in jedem deutschen Haushalt findet, in die Luft zu jagen bzw. zweckzuentfremden. Konkret: In Folge eins ließen sie ungeöffnete Konservendosen auf der Herdplatte detonieren, sie brachten eine Rotweinflasche in der Mikrowelle zur Explosion oder schütteten Kaffeegranulat in die Heizungsanlage, um sich ihre Tassen aus Wasserhahn oder Dusche zu befüllen. …[ mehr ]

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Papa, was ist eigentlich ein Verfassungsschutz?

Vater und Sohn (im Kindergartenalter und im Deutschland-Trikot) bei der Tagesschau vor dem Halbfinale: Der Sprecher sagt, dass der Verfassungsschutz Akten zu den NSU-Mördern vernichtet hat:

Du Papa, was ist eigentlich ein Verfassungsschutz?

Also ein Verfassungsschutz, der gibt Nazis Geld, damit sie verraten, was andere Nazis so machen.

Aber Papa, verhauen Nazis nicht Ausländer?

Ja, schon.

Aber warum gibt man denen dann Geld?

Na, damit wir darüber Bescheid wissen, wie die Ausländer verhauen oder Bomben bauen.

Du Papa, aber der Mann im Fernsehen hat gesagt, dass die Nazis sogar Ausländer erschossen haben und dass die vom Verfassungsschutz sagen, dass die gar keine Ahnung davon hatten. Ist das nicht total bescheuert, den Nazis Geld zu geben, Papa?

Ja schon, aber die vom Verfassungsschutz haben ganz viel über die Nazis erfahren und schreiben ja auch Berichte.

Ach so, Papa, dann stand das mit den Morden wohl in den Berichten?

Nein, in den Berichten stand nix von den Morden und jetzt gib Ruhe.

Aber Papa, wo stand denn das, was die Nazis, die das Geld gekriegt haben, erzählt haben, denn dann?

Herrgott noch mal, das stand in den Akten.

Aber Papa, der Mann hat gerade gesagt, dass die vom Verfassungsschutz die Akten über die Mörder vernichtet haben. Warum schreiben die das erst in die Akten und vernichten die Akten dann?

Weil die uns beschützen wollen.

Vor wem denn, Papa?

Vor den Nazis, du Dummkopf!

Aber Papa, die haben uns doch gar nicht vor den Nazis beschützt. Die Nazis haben doch die Leute ermordet und eine Bombe gelegt. Papa, wer beschützt uns eigentlich vor dem Verfassungsschutz?

Mein Junge, das verstehst du noch nicht, dafür bist du noch zu klein.

Papa, weißt du was ich glaube? Ich glaube du verstehst das selber nicht! Ihr lasst euch von diesen Arschkrampen so richtig schön verarschen.

Also, da hört sich doch alles auf, du Rotzlöffel.

Papa, letzte Frage: Was würde eigentlich passieren, wenn es den Verfassungsschutz nicht gäbe?

Nun, dann könnten fanatische Nazis untertauchen und durchs Land ziehen und unbemerkt Leute abknallen und …. (langes Schweigen). Lass uns jetzt das Spiel gucken, mein Junge.

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AUFGESPIESST: Merkel als Terminator

Es ist wieder mal so weit, die Hitler-Keule (gähn) bricht sich Bahn. Diesmal sind es nicht die hyperventilierenden polnischen Medien, die Angela Merkel zum Schnauzbartträger degradieren.
Diesmal kürt das britische Magazin „New Statesman“ sie zur „gefährlichsten deutschen Führerin seit Hitler“ und reiht sie ein in die Riege so finsterer Gestalten wie Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad und Nordkoreas Neudiktator Kim Jong Un. Merkel-Land sei gehasst und gefürchtet, wie seit Jahrzehnten nicht, befindet „New Statesman“. Um die Gefährlichkeit der Deutschen zu unterstreichen, erscheint die Kanzlerin in Lederkluft und Gesichtsmaske als Terminator, schließlich beende (englisch: „terminates“) sie Wachstum und dränge Europa, womöglich sogar die ganze Welt, in eine Depression. …[ mehr ]

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Schmuddelkind wird 60: Eine Bild des Jammers

Von Michael Kraske

Zum 60. Geburtstag der Bild-Zeitung wurde ich wie angeblich 41 Millionen andere auch von der öligen Selbstgefälligkeit ihres Chefredakteurs Kai Dieckmann belästigt, der furchterregend von der ersten Seite eines Gratis-Exemplars grinste. Seit Wochen ist Deutschland wieder zugekleistert mit Plakaten, auf denen mehr oder weniger Prominente ihre blöden, peinlichen, anbiedernden oder pseudokritischen Sprüche über die Bild-Zeitung abgeben. Ausgeheckt von der Werbeagentur Jung von Matt lassen sich seit Jahren Maffays, Almsicks, Mario Barths, Veronica Ferres´, sogar vermeintlich Integre wie Altpräsident von Weizsäcker vor den Bild-Karren spannen. Als bräuchte es für das schmierige Geben und Nehmen zwischen Boulevard und Liebessüchtigen mit Aufmerksamkeitsdefizit immer neue Beweise. Neuerdings will die Bild nicht nur vom Volk geliebt und gebraucht werden, sondern auch vom seriösen Journalismus. Auch da wäscht eine Hand die andere: Für die fein selektiert servierten Wulff-Enthüllungen bekam die Bild sogar den renommierten Henri-Nannen-Preis nachgeworfen. Was also ist Bild nach 60 Jahren? Ein zahm gewordener Papier-Tiger oder die alte Dreckschleuder? Vor allem ist sie ein schnöseliger Langweiler. …[ mehr ]

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Wir Deutsche: Stolz und Vorurteil

Von Michael Kraske

Jetzt flattern sie wieder und verwandeln glanzpolierte und schrottreife Autos der Deutschen in Karikaturen von Staatskarossen. Pünktlich zur EM zeigt Deutschland wieder Flagge und käut damit einher gehend seine periodische Patriotismus-Debatte wieder auf. Die Grüne Jugend geißelte den „Party-Patriotismus“ als unreflektierte Glorifizierung des Nationalstaats und bezog dafür nicht nur von publizistischen Fahnenschwenkern Prügel, auch untereinander waren sich die Grünen nicht grün. Die schwarz-rot-goldenen Fähnchen im Wind sind tatsächlich eher ein ästhetisches als ein moralisches Problem. Richtig ist aber auch, dass Stolz hässliche Blüten treibt. …[ mehr ]

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Skandal, Skandal!

Von Marion Kraske

Tja, so ist das mit diesem Parlament. Es ist manchmal unberechenbarer als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Da dachte die schwarz-gelbe Koalition, sie könne den rückwärtsgewandten Unfug namens Betreuungsgeld schnell und unbürokratisch durch die Instanzen prügeln. Und dann das: Keine Parlamentarier, keine Abstimmung, kein Gesetz. Ziemlich belämmert stehen sie nun da. Vor der Sommerpause wird es nun nichts mehr mit dem familien- und integrationspolitischen Amoklauf. …[ mehr ]

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Gauckler und Freiheitskrieger

Von Marcus Müller

Es könne noch „lustig“ mit Joachim Gauck werden, hat Wolfram Weimer vor einiger Zeit in einem Kommentar vorhergesagt. Seine Präsidentschaft habe das Zeug, „zum größten Trojanischen Pferd der bundesrepublikanischen Geschichte zu werden“.
Recht zügig ist Gauck inzwischen seinem hölzernen Gefährt entstiegen, auf das er – um bei möglichst vielen Zustimmung zu erheischen – zuvor etwas albern draufgepinselt hatte, er sei ein „linker, liberaler Konservativer“ .
Spätestens mit diesem Gerede hätte man ihn als Quatschkopf abtun müssen, statt sich, ich bekenne mich mitschuldig, ihn als gewisse Erlösung von dem Wulff-Gewürge zu empfinden. …[ mehr ]

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