Die Welt der fliegenden Bengalos

Von Christian Heitbaum

So geht es nicht weiter – Nach dem Düsseldorfer Skandalspiel steht die Fankultur in Deutschland auf dem Prüfstand. Die bisherigen Maßnahmen sind verpufft, jetzt muss sich der DFB Gedanken machen: Will er die Fanszene in seiner heutigen Form erhalten oder englische Verhältnisse mit sterilen Stadien und teuren Tickets? Eine nachhaltige Verbesserung der Sicherheit ist nur auf Kosten der Stimmung zu erreichen.

In der Presse war das Echo nach der Relegationsrandale überall gleich: Viel Empörung, wenig Lösungen, viele Verallgemeinerungen. So war etwa beim Platzsturm der Düsseldorfer Fans von randalierenden Gewalttätern, Hooligans oder Ultras die Rede. Allerdings liefen vor allem sogenannte „Eventfans“ und auch Familien auf das Feld. Sie wollten dabei auch nicht randalieren, sondern sich über den Aufstieg ihrer Mannschaft freuen. Irgendjemand hatte einen Pfiff gehört, die Masse folgte ihm – leider zu früh. Die Aktion war kein böser Wille, sondern unfassbar dumm. Auch war es nicht in Ordnung, dass die Fans schon vor Abpfiff am Seitenrand standen. Hierfür ist eine Strafe nötig, Dramatisierungen sind aber fehl am Platz. …[ mehr ]

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Mladic vor Gericht: Der Geist der Vergangenheit

Von Marion Kraske

Er gefällt sich nach wie vor als Mann der großen Geste. Als er im vergangenen Jahr das erste Mal in Den Haag dem Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien vorgeführt wurde, salutierte Ratko Mladic mit der linken Hand, ein alter Mann, dessen andere Körperhälfte gelähmt zu sein schien. „Ich bin General Ratko Mladic“, erklärte der alte Mann, trotzig wie ein Kind. Keine Einsicht, schon gar keine Reue, auch nach all den Jahren nicht.

Ganz im Gegenteil, die Vorwürfe gegen ihn im Zusammenhang mit dem Völkermord im bosnischen Krieg nennt der ehemalige Serbengeneral „monströs“ und „abscheulich“. Es ist wohl die Perversion eines Massenmörders, die sich Bahn bricht, die ihn antreibt, trotz hinläglicher Beweislage, sich selbst, den Schlächter vom Balkan, zum Opfer zu stilisieren. …[ mehr ]

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Schwanzvergleich der Edelfedern

Von Michael Kraske

Irgendwie ist der Wurm drin bei Deutschlands Edelfedern. Schon der Anblick von Journalisten, die sich wie Schauspieler aufbrezeln und im Hamburger Schauspielhaus Oscar-Verleihung spielen, wirkt unfreiwillig komisch. Weil aus einem begabten Schreiber auch mit Frack und Fliege kein glitzernder Strahlemann wird. Noch blöder ist, dass sich die journalistische Elite nun schon beim zweiten Henri-Nannen-Preis in Folge gegenseitig in die Suppe spuckt. Vor einem Jahr musste Spiegel-Pfister den Preis wieder abgeben, weil er seine Reportage mit einer Szene begonnen hatte, die er gar nicht beobachtet hatte. Diesmal lehnten Süddeutsche-Leyendecker und Kollegen die Ehrung selbst ab, weil sie den Preis für die beste investigative Leistung ausgerechnet mit Bild-Schmuddelkollegen teilen sollten. Die Gründe für die Glamour-Pleiten mögen auf den ersten Blick verschieden sein, aber beide Skandälchen sind Ausdruck einer Sinnkrise, die unter den vornehm geschnürten Bindern hervorlugt. …[ mehr ]

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Die Nussschalen der Politik

Von Marcus Müller

Wahlkämpfe galten früher als die Hochzeiten der Politik: Es entscheidet sich, wer was kann und wofür er/sie und die Partei steht. Entweder gilt diese Weisheit der professionellen Politikbeobachter nicht mehr, oder es steht noch schlimmer um die Politik als man bisher schon fürchtete. In Schleswig-Holstein hat man sich in einen Schlafwagen gelegt und die Auseinandersetzung einfach verpennt. Und bei der zu Ende gehenden Wahl in Nordrhein-Westfalen jetzt von einem End-Spurt zu sprechen, wäre eine beleidigende Anleihe beim Sport. …[ mehr ]

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Freiheit und Demokratie für Israel UND Palästina

Von Evelyn Hecht-Galinski

Die Tochter des ehemaligen, langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, und engagierte Kritikerin der israelischen Besatzungspolitik bittet in diesem offenen Brief Bundespräsident Joachim Gauck, sich bei seinem bevorstehenden Besuch in Israel auch für die Rechte des Palästinensischen Volkes einzusetzen. (übernommen von http://tv-orange.de)

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Gauck,

Ihr bevorstehender Staatsbesuch in Israel Ende Mai veranlasst mich, Ihnen zu schreiben.

Ich bitte Sie ganz herzlich, diesen Besuch, der Sie auch in die besetzten Gebiete führen soll, dazu zu nutzen, für die Menschenwürde auch in Israel und Palästina einzutreten.

Die gleichen hohen Maßstäbe, die Sie gegenüber der Ukraine anlegten, sollten genauso für Israel gelten, das gegen jedes geltende Recht immer noch Palästina besetzt hält. Gewiss ist die Ukraine wie viele andere uns nahe stehende Staaten ein zu kritisierendes, nicht unseren demokratischen Gepflogenheiten entsprechendes Land, aber auch Saudi-Arabien, Bahrain, China oder Weißrussland – um nur ein paar aufzuzählen.

Auf Ihrer Reise nach Israel und in die besetzten palästinensischen Gebiete (Gaza?) sollten Sie ihre israelischen Gesprächspartner ermahnen, sich nicht nur immer und überall als “einzige Demokratie im Nahen Osten“ zu bezeichnen, sondern dies nun endlich auch in die Tat umzusetzen! …[ mehr ]

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Wir, Spaniens verlorene Generation?

Von Fatima Gonzalez-Torres, Madrid

“Más por menos”, mehr für weniger, lautete die Kampagne mit der die Madrider U-Bahn, ein öffentliches Unternehmen, vergangenen August erklären wollte, wie günstig der öffentliche Verkehr in der spanischen Hauptstadt ist. Die einfache Fahrt war im Handumdrehen um 50% erhöht worden, von 1 Euro auf 1.50, und die Werbekampagne sollte die Aufstockung verdaulicher machen. “Verarschen kann ich mich selbst”, meinte eine Passantin dazu. Wie recht sie hat! …[ mehr ]

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AUFGESPIESST: EM-Boykott? Wir werden sehen!

Als die deutsche Nationalmannschaft 1978 bei der Fußball-WM im argentinischen Cordoba ihr Waterloo erlebte und sich ausgerechnet von den Ösis die legendär gewordene Schmach zufügen ließ, regierte in Argentinien gerade eine mörderische Militärdiktatur. Später sagten inhaftierte Regime-Gegner, man habe in den Foltergefängnissen den Jubel aus den Stadien hören können. Sport und Diktatur bis hin zu politischem Mord, das geht wunderbar Hand in Hand, die Olympischen Spiele im Hitler-Deutschland waren kein einmaliger Ausrutscher. Die Funktionäre der verfilzten Fußballverbände haben sicher alles Mögliche im Kopf, wenn sie eine Europameisterschaft ausgerechnet in eine retroautoritäre, ex-orangefarbene Ukraine vergeben. Moral sicher nicht. Jetzt aber drohen Europas Politiker mit einem Boykott der Fußball-EM. Mit einem politischen Boykott, genauer gesagt. …[ mehr ]

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Auf zum fröhlichen Dänen-Bashing

Von Marion Kraske

Eigentlich ist das Plakat eher unscheinbar: Ein bisschen blau, wie Ost- und Nordsee, ein bisschen gelb, wie die Strände in Schleswig-Holstein eben so sind. Alles vertraut, möchte man meinen. Das rote Warnschild allerdings, Achtung Schleudergefahr, macht das CDU-Wahlplakat zu einer heißen Nummer: In riesigen Lettern warnen die schleswig-holsteinischen Christdemokraten da vor der „Dänen-Ampel“ – sprich: Einer Beteiligung des Südschleswigschen Wählerverbandes SSW an der neuen Koalition, die sich nach der Wahl am kommenden Sonntag im nördlichsten Bundesland formieren dürfte.

Es ist mal wieder so weit: Kaum bangt eine der großen Parteien um den Machtverlust, holt man die Keule des Ressentiments aus der Schublade. Hau drauf, lautet das Motto, es ist ja schließlich Wahlkampf. …[ mehr ]

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Zu dämlich für die Late Night?

Von Martin Häusler

Munch flog in einer Cessna über Chappaquiddick. Tief drin im Gedächtnis hängt dieser merkwürdige Satz. Gesagt von Harald Schmidt Anfang der 90er. Ein norwegischer Maler überquert also mit einem Propellerflugzeug die Insel, auf der Ted Kennedy seinen Unfall hatte. Was soll das? Das ergibt keinen Sinn. Schmidt, damals gemeinsam mit Herbert Feuerstein Gastgeber von „Schmidteinander“, hatte mal eben aus dem Stegreif drei Ideen aneinander montiert und diesen Kunstsatz geboren. Genial. Gibt man ihn bei Google ein, kommt nichts. Es ist bloß eine Erinnerung an eine große Zeit, in der das Late-Night-Format am späten Sonntagabend im deutschen Fernsehen etabliert wurde. …[ mehr ]

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Breivik: Der Massenmörder und wir

Von Michael Kraske

Die Bildzeitung bezeichnet den norwegischen Massenmörder Anders Behring Breivik beharrlich als „Monster“. Das machen Boulevardzeitungen so, weil sie Gefühle anstacheln wollen, ganz gleich ob das Hass oder Abscheu sind. Die Entmenschlichung bringt aber keinerlei Erkenntnisgewinn, warum der Mensch Breivik sich im Recht wähnte, Jugendliche niederzumetzeln, weil er sie für „multikulturelle Aktivisten“ hielt. Am Ende des Prozesses wird es darum gehen, ob Breivik steuerungsfähig war, ob er beim Morden die Kontrolle über sich hatte oder ob er so krank war, dass er letztlich nicht frei war, sich gegen seine monströse Tat zu entscheiden. …[ mehr ]

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