AUFGESPIESST: Fußball-EM – Das ZDF geht baden

Quizfrage: Es ist Fußball-EM in Polen und Ukraine. Und wo baut das ZDF seine Live-Bühne auf? In Danzig, wo die deutsche Mannschaft ihr Quartier bezogen hat? In der Ukraine, wo sie ihre Vorrundenspiele absolviert? Oder zieht das ZDF etwa von Spielort zu Spielort und berichtet aus den Stadien wie das alle seriösen Sportjournalisten tun? Alles falsch. Das ZDF berichtet vom „Fußballstrand“ auf Usedom. Fußballstrand auf Usedom? Was soll denn das bitte sein? Das hat doch gar nix mit der EM zu tun. Ist aber egal.

Alle zwei Tage stehen Katrin Müller-Hohenstein und Olli Kahn auf einer Bühne in der Ostsee, in Heringsdorf auf Usedom. Das ist zwar nur einen Tretbootausflug vom Gastgeberland Polen entfernt, aber genauso gut könnten die beiden in Mainz turteln oder in Görlitz. Nur, dass da der Katrin und dem Olli die Abendsonne nicht so schön in die blinzelnden Augen leuchten und der Ostseewind sie nicht so wildromantisch umschmeicheln würde. Der Betriebsausflug in die Nähe der EM wirkt so, als traute sich das ZDF nicht nach Osteuropa, wo es bekanntermaßen nur so vor Hooligans und Autodieben wimmelt. …[ mehr ]

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Kafkas Krankenkasse

Von Michael Kraske

Alle paar Wochen flattert ein neuer Brief von meiner Krankenkasse in meinen Briefkasten. In gefetteten Buchstaben steht „Bestandspflege“ auf den Schreiben. Was nicht bedeutet, dass sich meine Krankenkasse um mich sorgen würde. Vielmehr sorgt sie sich, dass sie zu viel zahlen muss, weil sich ein illegales Subjekt unter ihren Mitgliedern befinden könnte, das keinen Rechtsanspruch auf eine Mitgliedschaft hat. Ziel des Papierkriegs ist es, dieses Subjekt durch einen Fragebogen ausfindig zu machen, um es raus schmeißen zu können. Also bombardiert meine Krankenkasse Mitglieder wie mich mit Fragbögen, ersten und zweiten Erinnerungen und Mahnungen zu den Erinnerungen. In der Hoffnung, dass ich kapituliere und aufgrund von versäumten Fristen aus der Krankenkasse gekickt werden kann. Hätte Kafka eine Krankenkasse ersonnen, es wäre eine BKK. …[ mehr ]

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AUFGESPIESST: Ein Minister und sein fliegender Teppich

Das berufliche Leben von Dirk Niebel, seines Zeichens Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, ist ein echter Lernprozess. Nachdem er seinem Ministerium in der Opposition noch lautstark den Sinn abgesprochen hatte und es komplett abschaffen wollte, entdeckt der FDP-Mann nun mehr und mehr die Vorzüge eines solchen Hauses. Munter besetzt der Liberale ein Pöstchen nach dem nächsten mit ausgewählten Vertrauten. Ein SPD-Vertreter stellte wegen der peinlichen Ämterschleuderei schon Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue. Dass bei der Postenvergabe augenscheinlich nicht immer Kompetenz und Expertise im Vordergrund stehen – geschenkt, das liberale Parteibuch ist ja auch schon ne Menge wert. So kann der Minister wenigstens parteiintern punkten, hat man sich doch jahrelang für die vermeintlichen Leistungsträger der Nation eingesetzt. Da sollen jetzt endlich auch mal die in den eigenen Reihen profitieren. …[ mehr ]

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Deutschland, deine Integrationsverweigerer

Von Marion Kraske

Der vermeintliche Migrationsaufklärer Sarrazin tourt derzeit mit seinem zweiten, nicht minder populistischen Buch über den Euro, den angeblich keiner brauche, durch deutsche Talkshows und verbreitet das, was er am besten kann: Apokalyptisch anmutende Halbwahrheiten und zusammen geschustertes und “kreativ” interpretiertes Zahlenmaterial. So geschehen auch bei seinem Erstlingswerk, in dem er vor dem Hintergrund der Zuwanderung nach Deutschland den Untergang des Landes herbei schrieb – ein Traktat gegen Migranten, vor allem gegen jene muslimischen Glaubens, das die Berliner Humboldt-Universität in einer eigenen Studie zerpflückte wie die mangelhafte Arbeit eines Fünftklässlers. Sarrazins Anspruch, die vermeintliche Migrationsproblematik mit wissenschaftlich belastbaren Aussagen zu belegen, wird darin als dreiste Hochstapelei entlarvt. …[ mehr ]

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AUFGESPIESST: Kamellen-Recycling

Sensationell: Der Spiegel-Titel dieser Woche “enthüllt” die “Geheimoperation Samson” – die Lieferung deutscher U-Boote an Israel, das die Schiffe der Delphin-Klasse atomar bewaffnet. Nur, was Spiegel-Recherchen angeblich jetzt aufgedeckt haben, weiß jeder, der sich mit dem Thema befasst, seit Jahren. Mehrfach schon wurde im Nachrichtenmagazin selbst darüber berichtet, dass diese weitgehend von der Bundesrepublik finanzierten Boote auf israelischen Werften mit größeren Torpedorohren ausgestattet werden, die gegenüber den originalen deutschen Abschusseinrichtungen den einzigen und entscheidenden Unterschied aufweisen, dass aus ihnen Marschflugkörper mit Atomsprengköpfen verschossen werden können. Auch die Entwicklung dafür geeigneter Flugkörper wurde dort ebenso vermeldet wie das Expertenurteil, dass der jüdische Staat sich mit dieser deutschen Rüstungsgabe eine nukleare Zweitschlagskapazität aufbaut, ein unverwundbares Arsenal an Abschreckungswaffen für den Fall, dass Israels Feinde irgendwann selber über Atomwaffen verfügen. Warum also jetzt dieses sensationalistisch aufgemachte Recycling einer “ollen Kamelle”? Gehen dem Blatt die Themen aus, so dass mit aller Gewalt eine “Sensation” gebastelt werden musste? Handelt es sich vielleicht nur um ein weiteres Beispiel der Gedächtnislosikeit unserer modernen Medienwelt, die bereitwillig als “sensationell” wiederkäut, was ihnen in Hamburg erneut vorgekaut wurde? Oder glaubt man an der Elbe gar, mit Berichterstattung a la Bild den Auflagensinkflug stoppen zu können? Viel Erfolg.

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AUFGESPIESST: Rechte Morde, blinde Behörden

Im Bereich der rechtsextrem motivierten Gewalttaten ist die Zahl rassistischer Übergriffe im vergangenen Jahr um 22,7% gegenüber 2010 angestiegen. Doch auch nach Aufdecken des “Nationalsozialistischen Untergunds” tun sich deutsche Behörden nach wie vor schwer damit, politisch motivierte Morde auch tatsächlich als solche anzuerkennen. Die mutmaßlichen Neonazi-Morde an Duy-Doam Pham und André K. im Jahr 2011 etwa wurden bislang nicht staatlich anerkannt. Auch der Mord an Klaus-Peter Beer durch zwei Neonazis im Jahr 1995 taucht nach wie vor in keiner offiziellen Statistik auf, obwohl einer der Täter, Richard L., aus dem Umfeld des “Nationalsozialistischen Untergrunds” stammt.

Das alles – kein Einzelfall. …[ mehr ]

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Günther Jauch: Deutschland braucht diese Sendung nicht!

Von Stefan Heijnk, Professor für Journalismus an der FH Hannover. Ein Crosspost von www.texten-fuers-web.de

Rückblende. Sonntagabend, 20. Mai, 21.45 Uhr, Das Erste: Thilo Sarrazin trifft zur zweitbesten Sendezeit auf Peer Steinbrück. Zwischen den beiden Diskussionsgästen sitzt ARD-Vorzeige-Journalist Günther Jauch, früher: “SKL-Millionenshow”, gestern und heute: “Wer wird Millionär?”. Thema des Abends: der Euro. Genauer: Sarrazins neues Aufregerbuch mit dem Aufregertitel “Europa braucht den Euro nicht!” – in einer einstündigen Buchpräsentation.

Draußen vor dem Studio: eine kleine Schar von Anti-Sarrazin-Demonstranten mit ihren handgemalten Transparenten, sehr authentisch ins Bild gesetzt per Wackelkamera (mit Panoramaschwenk), direkt von der Straße vor dem Gasometer, alles ganz nah dran, alles ganz live. Drinnen: die wirtschaftspolitischen Giganten im medialen 1-zu-1-Duell. Nur dabei statt mittendrin: Günther Jauch. …[ mehr ]

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Neonazis: Weiterhin blind

Von Michael Kraske

An einer Telefonzelle in Limbach-Oberfrohna

An einer Telefonzelle in Limbach-Oberfrohna

Die Blutspritzer an dem leer stehenden Flachbau haben sich braun gefärbt. Toni Müller, ein stämmiger junger Mann im schwarzen Kapuzenpulli, deutet auf Wohnblocks und einen Garagenhof: „Die kamen von überall. Einige von uns sind weggelaufen. Peter und meine Freundin ham se erwischt.“ Peter, sein tschechischer Freund, musste nach dem Angriff von zehn rechtsextremen Schlägern in einer Augenklinik zwei Mal operiert werden. Noch immer kann der junge Mann nur verschwommen sehen. Sie waren auf dem Nachhauseweg von einem Ska-Konzert, das Müller vor einigen Wochen in seiner sächsischen Heimatstadt Delitzsch organisiert hatte. Auf Flyern hatte er verbreitet, dass Neonazis bei dem Konzert nichts zu suchen haben. …[ mehr ]

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AUFGESPIESST: Die männerverzehrende Kanzlerin

Schwups, da war es wieder einer weniger. Norbert Röttgen reiht sich ein in die lange Reihe hingeraffter christdemokratischer Männer, denen die gefährliche Liebschaft zu Angela Merkel zum Verhängnis wurde. An der Seite der Kanzlerin raffte es schon Rüttgers, Müller, Koch, Merz und Wulff von der christdemokratischen Spitze weg. Neu bei dem verstoßenen Röttgen ist lediglich die kaltschnäuzig demonstrierte Demütigung des vormaligen Lieblings. Angela Merkel zelebriert sich immer stärker als Eiserne Lady, die nicht mehr nur keine Götter neben sich duldet, sondern nicht mal Männlein. …[ mehr ]

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Eine mörderische Bilanz

Von Siegesmund von Ilsemann

Auf bis zu einer Million Menschen wird die Zahl der Todesopfer des skrupellosen Diktators Saddam Hussein geschätzt. 35 Jahre benötigte der Gewaltherrscher für sein mörderisches Werk, mit dem er 1968 nach dem erfolgreichen Putsch seiner Baath-Partei begann, und das 2003 mit seiner Entmachtung durch die Invasionsarmee der Koalition der Willigen endete. Doch beendet wurde damals nur die Herrschaft Saddams nicht aber die Gewalt in Mesopotamien. Was mindestens ebenso erschreckt wie der menschenvernichtende Eifer des Baath-Regimes ist der Leichenteppich, der seit dessen Ende über dem geschundenen Zweistromland ausgebreitet wurde.Kriegstote
Ein Jahrzehnt nach Beginn des amerikanischen Kriegs gegen den Terror hat die Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) jetzt Bilanz gezogen und kommt auf erschreckende 1,7 Millionen Todesopfer in diesem längst weltweit geführten Krieg. Allein im Irak sind nach vorsichtiger Schätzung mindestens anderthalb Millionen kriegsbedingter Opfer seit 2003, dem Beginn der amerikanisch geführten Invasion, zu beklagen.
Selbst wenn Saddam Hussein seiner Blutgier mit derselben Intensität wie zuvor ein weiteres halbes Jahrhundert hätte freien Lauf lassen können, was schon seine biologische Restlebensspanne verhindert hätte: Den Leichenberg, den die Invasoren nach ihrem Abzug aus dem Irak zurücklassen, hätte selbst dieser Massenmörder nicht aufgeschichtet. …[ mehr ]

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