Österreichs Print gegen Twitter und Co.

Was für eine Kampagne, die die Österreichischen Zeitungsverleger sich da zum Tag der Pressefreiheit erdacht haben: Wettern gegen Google, Twitter und Co. Die sozialen Netzwerke als Grundübel der weltweiten Pressezensur? Wer Österreich kennt, weiß, dass dort vor allem politische Einflussnahme und vorauseilender Gehorsam einzelner Medien die freie Meinungsäußerung bedrohen. Davon aber kein Wort. Ach, Austria!

 

 

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Wo ist die Avantgarde?

Von Klaus Jarchow

Politikblog debattiersalon | Gastautor Klaus Jarchow | Foto: © Jarchow unter CC-LizenzManchmal frage ich mich schon, warum ich mir keine Buchbesprechungen im Feuilleton mehr antue. Den Schreibern dort – dies mein erster Ansatzpunkt – fehlt jedes Gespür dafür, dass sie es mit ‘Geistesgeschichte’ zu tun haben, dass es also um Fortschritt und Rückschritt geht auf jenem Gebiet, wo die Erschließung neuer sprachlicher Möglichkeiten und unerhörter Motive ihr Thema wäre. ‘Avantgarde’ hieß das früher mal. Wie fern sind jene Zeiten, wo Schriftsteller noch den Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus oder Futurismus als gemeinsames Projekt begriffen, wo Bücher wie der ‘Ulysses’, die ‘Recherche’, die ‘Pompes funèbres’, das ‘Buch der Unruhe’ oder auch Heimito von Doderers mäandernde Riesenwerke erschienen. …[ mehr ]

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Helden wie Hoeneß: In den Nebeln der Verklärungsrepublik

Von Marion Kraske

Plumps – wieder einer vom Sockel gefallen, wieder eine dieser strahlenden, blitzenden Lichtgestalten, die aus schwindelerregender Höhe auf den Boden der Tatsachen – oder sollten wir sagen Steuerrealitäten – gestürzt ist. Uli Hoeneß war ja streckenweise nicht Wurstfabrikant, nicht Fußballpromi, sondern schlicht: Gottgestalt. Manager. Macher, heilige Rampensau. Einen, den die Öffentlichkeit (nicht nur die Bayern-Fans) kraft distanzierter und zugleich unverhohlener Verehrung mit einem hell leuchtenden Heiligenschein ausstattete. Einen, den sie überhöhten. Und auch er stand wie selbstverständlich über den Dingen. Predigte Moral und Anstand. Bis zur Selbstanzeige.

Seit Tagen talkt sich die Republik die Kopfe heiß, das heißt im teutonischen Talkmus, dass die immer gleichen Köpfe die immer gleichen Phrasen absondern. Uli Hoeneß und kein Ende. Wie konnte das nur passieren? Warum ER? Ausgerechnet ER. Der Schock sitzt tief. Unser Uli, unser Held. Einer mit einer riesenhaften Lebensleistung. Zugegeben, er war ja schon immer ein Zocker. Hat er nicht gerade mit diesem Zockertum aber den FC groß und größer gemacht? Die Message ist fast immer dieselbe: Zocken gehört zum Geschäft – zumindest für die wirklich Wichtigen im Lande. Nur so lässt sich Großes erreichen. Der Rest versackt dort, wo der Rest eben hingehört: im Mittelmaß. …[ mehr ]

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AUFGESPIESST: Thomas Gottschalks Herz für (sich und andere) Reiche!

Der arme Thomas Gottschalk. Muss sich drüben in Amerika fragen lassen, warum er denn überhaupt noch in Deutschland arbeitet, wenn doch die deutsche Steuer so erbarmungslos zulangt. So ähnlich durfte sich die jammernde und zeternde Silberlocke unwidersprochen bei seinem Kumpel Günter Jauch ausheulen. Also 40 Prozent Steuern ist der Thomas ja noch zu zahlen bereit. Aber bei 48 Prozent hört der Spaß auf. Irgendwo muss ja auch mal Schluss sein. Und überhaupt, wenn alle brav ihre 40 Prozent Steuern bezahlen würden, also auch die mit nicht so viel Geld, das wäre doch mal eine Gerechtigkeit. Angesichts des dreisten Angriffs des Steuerstaates auf die sich ausgepresst fühlenden Gottschalks erscheint die Schweizer Lösung a la Uli Hoeneß doch beinahe wie Notwehr. Und überhaupt sollen doch die Reichen bitteschön selbst entscheiden dürfen, wem sie von ihren sauer verdienten Millionen was abgeben. Als Spende, nicht als Steuer! Sonst zerstört der gierige Steuerstaat am Ende noch das barmherzige Samaritertum. So sieht sie aus, die dreiste, nimmersatte, egozentrische, gemeinwesenverachtende Welt des Thomas Gottschalk. …[ mehr ]

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Wanted: Milliarden für eine soziale Politik

Von Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

Politikblog debattiersalon | Gastautor Ulrich Schneider | Foto: © Der Paritätische Gesamtverband Die Deutsche Steuer- und Haushaltspolitik steht unzweifelhaft vor einem Scheideweg. Auf der einen Seite eine Schuldenbremse, die zu strukturell ausgeglichenen Haushalten zwingt. Auf der anderen Seite drängender Reformbedarf von der Pflege bis zur Bildung, den kein Politiker ernsthaft bestreiten wollte. Die Herausforderungen sind groß. Wir brauchen eine Reform der Pflegeversicherung, die mehr ist als ein Placebo und für alle Menschen dauerhaft eine Pflege sicherstellt, die der Würde des Menschen entspricht.

Wir brauchen Hilfen für alle Langzeitarbeitslose, auch für die rund 400.000, von denen wir wissen, dass sie kaum noch auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelbar sind. Sie brauchen mehr als die Nürnberger Angebote von der Stange, sie brauchen soziale Hilfen und im Zweifel auch längerfristig öffentlich geförderte, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, weil ihnen kein anderer Weg zur Arbeit offensteht. …[ mehr ]

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B-NOTE 08 | „C’est la vie!“ Alltag in der Polit-Bäckerei

Von Marcus Müller

Politikblog debattiersalon | B-Note | Logo: Katharina Greve © 2013Es war einmal ein Bäcker, der eines Tages sein frisches Brot aus dem Ofen nahm, es ins Regal legte und ein Schild mit der Aufschrift „Sesambrot“ dazu stellte. Kurz darauf kam ein Mann von der Lebensmittelkontrolle, ließ sich das Brot geben, schaute es von oben und unten an und legte schon dabei seine Stirn in Falten. Als er es jedoch aufschnitt, dabei „Sesam öffne Dich!“ murmelte, ein kleines Stück abschnitt und dieses aß, sagte er zum Bäcker: „Junger Mann“, das war aber nur seine Art von Humor, jung war der Bäcker nicht mehr. „Junger Mann“, sagte er also, „das ist kein Sesambrot, denn es ist kein Sesam darin.“ Der Bäcker schaute ertappt, weil ihm das schon ein paar Mal passiert war. Aber der Lebensmittelkontrolleur war ein weiser Mann, viel herumgekommen und hatte sich ein baden-württembergisches Gemüt zugelegt. …[ mehr ]

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Kleilö, der kleine Löwe, versteht die Welt nicht mehr!

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MAULHELD: Uli Hoeneß

“Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.” (2005 in einem Bild-Interview)

“Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.” (2011 in Brand Eins)

Ja, volle Steuern zu zahlen ist vielleicht doof. Noch dööfer (oder heißt das doofer?) ist allerdings, wenn man behauptet, volle Steuern zu zahlen und dann doch ein paar Mios in die Schweiz schafft. Der Uli, die ehrliche Haut, der Großzügige, der bayrische Bollerkopp hat sich Jahre lang als König aller Maulhelden geriert. Er hat Konkurrenten und Interviewer verbal wie dumme Jungs abgewatscht, immer in der Pose des alles Besserwissenden, des Durchunddurchguten, des Vorbildsinallem. Richtig böse, bis zum rot schwillenden Kamm, konnte der Uli nicht nur werden, wenn jemand die uneingeschränkte Vormachtstellung des FC Bayern in der Welt in Frage zu stellen wagte, sondern auch, wenn irgendwer auf die Idee kam, der Reichtum im Land sei doch irgendwie ungerecht verteilt. Da konnte der Uli, der ehrliche Groß-Steuerzahler und CSU-Spezl, so richtig böse werden. Ja, wollt ihr denn, dass alle braven Leute mit ihrem Geld in die Schweiz gehen? Schön an Uli-Gate ist nicht, dass da ein selbsternannter Saubermann über seine Großspurigkeit stolpert. Auch nicht, dass ein Machtmensch es jetzt mit der mächtigen Steuerbehörde zu tun kriegt. Wohltuend angenehm ist, dass der Uli für ein paar Wochen von der Bildfläche und von den Mikros verschwinden wird. Für jeden, dem das bayrische “mir san mir” schon aus den Ohren raus kommt, werden das fußballerische Wellness-Wochen sein.

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AUFGESPIESST: Kulturkampf a la Vattenfall

debattiersalon | Aufgespiesst | Logo: Katharina Greve © 2013 Da hatte Vattenfall eine zündende Idee: Machen wir doch mal was anderes als (Atom-)Strom, machen wir in Kültür. Und so gibt es seit einigen Jahren in Hamburg die Vattenfall-Lesetage. Neben den AKWs Brunsbüttel, dem Pannenmeiler Krümmel und Brokdorf wurde fortan also ein wenig literarisches Rahmenprogramm geboten.

Dass sich daneben noch alternative Veranstaltungen etablierten, mitunter mit dem schönen Namen „Lesen ohne Atomstrom – die erneuerbaren Lesetage“, war der Kuratorin der Vattenfall-Veranstaltung offensichtlich ein Dorn im Auge. Geht ja auch nicht, dass sich neben IHREN Lesetagen noch so ein paar Dahergelaufene ebenfalls dem Thema Lesen und Literatur widmen. Wo kämen wir denn da hin? …[ mehr ]

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MAULHELD: Dirk Niebel

debattiersalon | Maulhelden | Logo: Katharina Greve © 2013„Ich mache eine gute Entwicklungszusammenarbeit mit hervorragendem, qualifiziertem Personal. Alles andere könnte ich mir bei der medialen Beobachtung auch gar nicht leisten. Keine einzige Pfeife könnte ich mir im Haus leisten. Und deswegen ist es vielleicht ganz gut, wenn manche Pfeife im Parlament sitzt, aber nicht bei mir im Ministerium.“

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) lobte sich so selbst anlässlich der Vorstellung seines Weißbuches zur Entwicklungspolitik. Im unvergleichlichen O-Ton hier schön im Deutschlandfunk nachzuhören (ab Minute 1:40). Der Witz bei der Sache ist allerdings: Ihn stört die verstärkte Medienüberwachung tatsächlich überhaupt nicht in seiner FDP-Personalpolitik, oder wenn er mal einen neuen Teppich benötigt. Fröhlich marschieren dennoch auffällig viele Mitarbeiter mit FDP-Parteibuch ins Ministerium, das Niebel einst abschaffen wollte, wie ausgiebig berichtet wird. Insofern scheint die aktuelle Kritik des SPD-Bundestagsabgeordneten Sascha Raabe Minister Niebel psychologisch derart zu treffen, dass er sich ertappt fühlt und in alter Generalsekretärsmanier losholzt. Es wäre unterhaltsam, wenn man Interesse daran hätte, dass die Politik sich selbst lächerlich macht. Immerhin: Für Ignoranz und Arroganz der Macht gibt es jetzt ein Zitat.

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