Von Marion Kraske
Es ist ja fast so, als sei die deutsche Öffentlichkeit in den letzten Tagen mit einem Erdbeben der Stärke neun befasst gewesen. Da hat sich, Achtung Achtung, ein Fußballer geoutet, dazu bekannt, Männer zu lieben – und die Republik läuft sprichwörtlich Amok. Nicht nur die viel zitierte Medienmaschinerie, auch der übrige öffentliche Apparat, einschließlich der Politik, ist mit dem Thema befasst. Es hat den Anschein, als sind da manche aus einem langenlangen Dornröschenschlaf aufgewacht: Ach was, es gibt neben schwulen Bürgermeistern und schwulen Außenministern auch schwule Fußballer. Was für eine Sensation!
Hitzlsperger wird nun landauflandab gelobt, was das Zeug hält. „Es ist gut, dass er über etwas spricht, das ihm wichtig ist, das ihn womöglich auch befreit”, schwurbelt Merkels aalglatte Sprechpuppe Seibert. Und selbst der britische Premier Camoron lässt verlauten, dass er dem Fußballer für seinen Schritt Bewunderung zolle.
Die Medien sind seit dem Outing in der Zeit aufs Heftigste bemüht, die Sache am Kochen zu halten. Jedes noch so kleine dämliche Detail wird zu einer vermeintlichen neuen Riesensensation aufgebauscht. Die Frage, um die es eigentlich gehen müsste, die Frage, WARUM die sexuelle Orientierung eines Fußballers und das offene Bekenntnis dazu hierzulande überhaupt als Sensation gilt, wird leider nicht gestellt. Damit outet sich vor allem auch die mediale Öffentlichkeit als Teil des Problems. …[ mehr ]