AUFGESPIESST: Der Schwanz der grande Nation und andere kleine Würstchen

Von Michael Kraske

Politblog debattiersalon | Aufgespiesst | Logo: Katharina Greve © 2013Das Leben als französischer Präsident ist hart, ach was, knüppelhart wie ein vergessenes Baguette. Man muss sich das so vorstellen: Bei der Amtsübergabe bekommt der neue Präsident zwei Schlüssel: Einen für die Atomwaffen und einen für das Separée, in dem man Schauspielerinnen oder Models oder Chanson-Sängerinnen beglücken muss oder gleich alle zusammen. Um von den Landsleuten nicht für ein Weichei gehalten zu werden, empfiehlt es sich, von einem dieser Schlüssel Gebrauch zu machen. Da das mit den Atomwaffen ja zum Glück aus der Mode gekommen ist, bleibt also nur der Schlüssel zum Liebesnest übrig. Und auch wenn man über den Sex-Appeal einer angerosteten Dose Bohnen verfügt, muss man ran. Der französische Präsident ist schließlich der erste Schwanz der grande nation. Ob man will oder nicht. Punktum. Armer Francois Hollande.

Es gibt nur einen einzigen Beruf, der den Job des französischen Präsidenten an Geifer und Geilheit noch übertrifft: Der des Bild-Redakteurs. Seit die Hollande-Fotos mit dem bescheuerten Sturzhelm aus dem präsidialen Liebestöter einen unerwarteten Schwerenöter gemacht haben, schwingt sich die Bild-Prosa zu schmierigen neuen Sinkflügen herab: Wer ist die blonde Frau, die Hollande in Not bringt? Hollandes Geliebte schwanger? Keiner wühlt sich tiefer in die französischen Feuchtgebiete als die feinfühligen Spürnasen von Bild. Mit untrüglichem boulevard-journalistischem Instinkt und ohne Schmerz- und Schamgrenze. Die Kollegen der Online-Redaktion erlauben sich dabei den kleinen Spaß, die “Berichterstattung” unter der Rubrik “Politik” laufen zu lassen.

Um die „blonde Frau“ vorzustellen, ist es wichtig, möglichst häufig Fotos von ihr in der Badewanne abzubilden, die man zuvor aus einer Spielfilm-Szene screengeshottet hat wie ein kleiner Voyeur. Auch Fotos vom roten Teppich, wo die Aktrice keinen BH trägt, machen sich gut. Oder oben ohne im Bett, Hauptsache Titten! Es müssen Festtage sein in der Bildredaktion. Jeden Tag ein neues Gerücht. Jeden Tag ungestraft ein bisschen rumgeilen und das auch noch bezahlt kriegen. Toll. Fliegt denn nun Madame Trierweiler aus dem Elysée-Palast? Warum kriegt der Hollande immer die schönsten Frauen? (Ist kein Scherz, ab und an missbrauchen Bild-Redakteure die Schlagzeile auch als Heulsusenmänner-Selbsthilfegruppen-Ersatz). Um auf arme Würstchen zu treffen, muss man gar nicht nach Paris reisen und den Elysée-Palast besuchen. Einfach mal im Axel-Springer-Hochhaus vorbei schauen.

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