Von Marcus Müller
Jetzt ist sie aber wirklich tot, die Zeitung, habe ich vor ein paar Wochen noch gedacht. Das kam so: Thomas de Maizière hörte dies und das über eine Drohne, die nicht zu gebrauchen war und sein Verteidigungsministerium doch noch anschaffen wollte. Aber der Minister hörte erst davon, als alles entschieden war. Vorher war ihm dieser „Euro Hawk“ ein völlig unbekanntes Flugobjekt. Na ja, zuerst hieß es, dass er dieser Drohne praktisch nie zuvor so richtig entscheidungsmächtig, oder wie das heißt, begegnet war. Dann allerdings schon, aber nicht in einer Akte. Darauf begegnete ihm der „Euro Hawk“ sogar auch in einer Akte, aber nicht in einer richtigen. Zwischendrin erfuhren ein paar Bundestagsabgeordnete ein bisschen was von dem Thema. Und dann machte ein Journalist, was ein Journalist gerne macht: Er schaute ins Archiv. Und siehe da! Hatte alles doch schon in der Zeitung (und so was Ähnlichem) gestanden, was sich da über dem „Euro Hawk“ zusammenbraute, bevor der korrekte Minister damit – in was für einer Form auch immer – „befasst“ worden war.
Aber die Zeitung hatte er natürlich nie gelesen. Man muss sich den Frühstückstisch der Familie de Maizière als einen zeitungsfreien Ort vorstellen. Und wozu machen sie in mörderischer Frühe diese Pressespiegel in Ministerien? Runde Ablage wird das in den Behörden dieses Landes mit dem berühmten Mangel auch an sprachlichem Humor genannt. Da habe ich gedacht: Tot! Wenn selbst die, die ständig drin vorkommen und die auch ihre Bedeutung daran messen, ob und wie sie darin stehen, sie nicht mehr lesen – dann geht es der Zeitung echt elend. Aber es gibt Hoffnung, und wie so oft in letzter Zeit, trägt die einen blassen Blazer: Bundeskanzlerin Angela Merkel. …[ mehr ]