„Die FDP ist die Partei der Leistungsgerechtigkeit. Aber drei Euro Stundenlohn hat mit Leistungsgerechtigkeit nichts mehr zu tun.
Schon richtig, Guido Westerwelle (FDP), was Sie in der Bild-Zeitung kundtaten. Eine echte Plattitüde sogar, die Sie aussprachen. Aber natürlich müssen wir dann doch in Ihrer Lieblingssprache als Außenminister mit einem „nice try“ antworten. Netter Versuch, mit dem Sie sich mal wieder in die Niederung der Innenpolitik wagen. Doch allein schon die sonst so öde Nachrichtensprache erklärt ja alles: „Sieben Monate vor der Bundestagswahl sehen auch immer mehr Liberale Handlungsbedarf im Kampf gegen Dumpinglöhne“, steht dann in der Zeitung. Und über den Vorstoß in seiner ganzen Erbärmlichkeit ist mit dem Wort Bundestagswahl alles gesagt. Man hat ja ohnehin den Eindruck, dass die Phrase lediglich dazu dient, mal wieder in der Bild-Zeitung zu stehen, die dann wiederum den Speichel auflecken und schreiben darf: „Mit den neuen Äußerungen u.a. von Ex-Parteichef Westerwelle scheint sich eine gemeinsame Lösung der Regierungskoalition noch vor der Sommerpause anzubahnen.“ Was immer sich da in der Phantasie des schneidigen stellvertretenden Bild-Chefredakteurs und Hauptstadtbüro-Leiters Nikolaus Blome anbahnen mag: Alles andere als ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn ist ein schlechter Witz. Denn es gibt in diesem Land Branchen, die sogar nach Tarif zahlen, und deren Beschäftigte trotzdem ein Fall für das grassierende Hartz-Aufstockertum werden. Dass sich diese angeblich beste aller Regierungskoalitionen tatsächlich diesem Problem nun annehmen möchte, davon ist wohl nicht mal in einem Bundestagswahl-Jahr ernsthaft zu träumen.
Und weil dieses original Ich-ignoriere-die-Realität-Westerwelle-Zitat so schön zu Wortspielen einlädt: Vermutlich wird das nächste Bundestagswahl-Ergebnis der FDP tatsächlich ein sehr leistungsgerechtes sein. Wobei dann zu überlegen wäre, ob erst alles über fünf Prozent nichts mehr mit Leistungsgerechtigkeit zu tun hat.
