AUFGESPIESST: BILD dir deine Shitkampagne

Politikblog debattiersalon | Aufgespiesst | Logo: Katharina Greve © 2013Es ist mal wieder so weit: die BILD zeigt neuerlich, was sie drauf hat. Des Stammtischs liebstes Medium hat am Montag die angeblich brandneue Idee der Grünen verwurstet und voller Entrüstung getitelt: Die Grünen wollen uns das Fleisch verbieten.

Da war es wieder das kleinegemeinebösehinterhältige Wörtchen „uns“. Immer wenn sich die Springer-Postille auf das Niveau des Volkes begibt, droht Ungemacht, man kennt das schon. Dann wird gehetzt, getreten und geshitstormt – alles im Interesse einer vermeintlichen Wir-Gemeinschaft (wir, die Deutschen, wir die Steuerzahler, wir, die Mehrheitsgesellschaft und jetzt eben, wir, die Fleischesser). Dann lässt sich Contra geben und Stimmung machen, gegen das böse Ausland, die bösen Steuervernichter hier und jenseits der Grenzen, gegen böse Minderheiten und nun auch gegen die bösenbösen fleischhassenden Grünen.

Ist ja schließlich Wahlkampf und das Thema NSA-Supershpähattacke für die von BILD so heiß geliebte schwarzgeführte Regierung alles andere als gesund. Da muss man gegensteuern, draufhauen, die Diskussion mal ein wenig auf andere Tretminen lenken. Und was läge da näher als die geliebten Burger und Schnitzel? F-L_E_I_S_C_H, damit lässt sich Stimmung machen, wenn nicht in der schwitzeheißen Grillsaison, wann dann? Und hatte nicht das Springerblättchen einst schon den Scheidungsgrund des Sozen-Gerhards von seiner Hillu mit den prägnanten Worten umrissen: Keine Schnitzel?

Es ist ja auch eine Schweinerei, dieser angebliche Vorstoß der Grünen. Schließlich will man sich seine 945 Hühner, 46 Puten, 46 Schweine, 37 Enten, 12 Gänse, 4 Schafe und 4 Rinder, die der durchschnittliche deutsche Vielfraß im Laufe eines Lebens vertilgt, (Quelle: BILD, für diese Angaben wird keine Haftung übernommen) von niemandem streitig machen lassen.

Dass der vermeintlich aktuelle Vorstoß der Grünen gar keiner ist, dass die Idee nach einem fleischlosen Tag in deutschen Kantinen bereits im grünen Wahlprogramm steht (3 Monate alt) und bereits zig mal diskutiert und beschlossen wurde (mitunter Jahre her) – für die Springersche Wahlkampfmaschinerie kein Problem. Man tut einfach so, als sei alles brandnew und als habe man nun endlich das Topthema des Wahlkampfes gefunden.

Ohne BILD-typische Heuchelei geht’s dabei natürlich nicht: Und so schreibt das Blatt sein eigenes, selbst konstruiertes Thema immer weiter in gewünschte Relevanzhöhen: „Deutschland diskutiert über die VeggieDay-Idee der Grünen“. Und schiebt das „große BILD-Voting“ nach: „Fast drei Viertel der Leser (72 Prozent) wollen sich Würstchen, Schnitzel und Frikadellen in der Kantine nicht verbieten lassen und halten einen VeggieDay für überflüssig.“

Tenor dieser überflüssigen wie simpel gestrickten Umfrage: Lasst uns gefälligst unsere Frikkas!!! Über so viel künstlich angeheiztes Getöse kann sich vor allem Angela Merkel freuen. Schon atmen die Mitglieder ihrer Koalition erleichtert auf und ziehen den Kopf aus dem Sand, seit Auffliegen des NSA-Skandals waren sie entweder ganz verstummt, schönredend oder immer wieder: ganz und gar unwissend. Und melden sich, nachdem sie tagelang so getan haben, als ginge sie die Debatte um die amerikanische Ausspähoffensive gar nichts aber auch gar nichts an, nun wie gewohnt schneidig zu Wort. Schließlich geht es um Eingemachte, um unser aller Fleisch und nicht nur um so banalen Firlefanz wie das Grundrecht auf Privatspähre und den Schutz von privater Kommunikation. Ja, liebe Leser, endlich werden wieder die wahren Gefahren für Deutschland benannt. Vergessen WIR NSA und Prism, der VerggieDay ist es, der UNSERE wertvollen Freiheitsrechte einschränkt!!!

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