AUFGESPIESST: Angelas Alice-Offensive

Angela Merkel ist immer für eine Überraschung gut. Wir wissen ja, dass sie Chamäleon-Qualitäten besitzt (mal Atomkraft jippey, mal Atomkraftausstieg juhei), aber dass sie so weit gehen würde – wer hätte das gedacht. Auf dem CDU-Parteitag setzte sie jetzt auf die Alice-Schwarzer-Nummer. Inbrünstig forderte sie die Wirtschaft auf, Frauen stärker in Führungspositionen zu bringen. „Meine Geduld bei dem Thema geht zu Ende. Ich will jetzt endlich Resultate sehen!” Wow, da war im sonst so steril wirkenden Hosenanzug ja wirklich mal so was wie feministische Energie zu spüren.

Die Vernunft scheint also endlich auch im Kanzleramt Einzug zu halten. Zumindest für einen kurzen Moment. Schließlich hat die Koalition gerade erst das wohl schwachsinnigste Gesetz seit der Wiedervereinigung auf den Weg gebracht (wie kommt Merkel eigentlich dazu, neuerdings immer wieder zu betonen, sie stehe der erfolgreichsten Koalition seit der Wende vor?) Das Betreuungsgeld ist den Superlativ alle Male wert: Rückwärtsgewandteste Aktion seit Jahren. Mit Merkel zurück in die 60er.

Aber frau ist ja flexibel. Schließlich will die Dame wieder gewählt werden. Und nicht nur von den eigenen Mannen, die ihr jetzt mit fantastischen 97,9 Prozent als Parteichefin den Rücken stärkten – fast fühlt man sich an Ergebnisse des DDR-Politbüros erinnert. Für eine Wiederwahl aber wäre es eben toll, wenn Merkels alte Tante CDU auch wieder mal in den Großstädten gewählt würde, da hapert es nämlich ganz gewaltig. Um die moderne Großstadtklientel zu umschmeicheln, holte Angie jetzt eben die Alice-Rhetorik raus. Was Steinbrück mit seiner Quote kann, kann sie schließlich schon lange. Also: Frauen rein in die Führungsetagen! Und zurück an den Herd? Nicht ganz stimmig, aber das ist ohnehin nicht Merkels Stärke.

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