„Ich habe mich lange mit Jimmy Carter unterhalten über diese Frage, weil ich bei der Durchschau von Alt-Präsidenten darauf stieß, dass er mir am meisten sagen kann, weil er ja mit 56 unter unglücklichen Umständen aus dem Amt herauskam, ganz jung nach einer kurzen Amtszeit, und dann hat er 32 tolle Jahre hingelegt, wo er sozusagen weltweit größte Anerkennung genießt“, sagte der frühere Bundespräsident Christian Wulff am Mittwoch bei einem Vortrag in Heidelberg zu seiner Rollensuche als heute 53-jähriger, recht junger Alt-Präsident. Wir wollen den Wort-Bürokraten ja nur ungern „bei der Durchschau“ von irgendwas stören, den Merkel-Liebling aber doch daran erinnern: Ex-US-Präsident Jimmy Carter ist nicht„unter unglücklichen Umständen“ aus dem Amt geschieden. Er ist schlicht nicht wieder gewählt worden, was in einer Demokratie, vielleicht muss man Wulff das noch einmal sagen, ziemlich normal ist. Wulffs ‚unglückliche Umstände’, wir erinnern uns, waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft – einmalig bei einem Bundespräsidenten. Wulff strickt offenbar fleißig an der Legende, dass sein Rücktritt rein gar nichts mit ihm zu tun habe. Und wahrscheinlich wähnt er sich – Carter-like – auch schon auf dem Weg zum Friedensnobelpreis. Es wäre amüsant, wenn’s nicht intellektuell so schlicht wäre.
-
Neu im Salon
- Merkel oder Schulz: Wahl egal?
- DEUTSCHLAND-Tagebuch: Terror im Kopf
- Medien: Diskurs in der Krise
- Schöner, neuer Faschismus
- Das autoritäre Zeitalter
- AUFGESPIESST: Schlechte Zeiten für böse Onkels
- Zensur? Was man bei Cicero nicht sagen darf
- Betr. AfD: Völkische Demokratieverächter
- So würde sogar die EU sich für Flüchtlinge interessieren
- Massengrab Mittelmeer: Die Schande der EU
Salon sortiert