“Hundert Millionen Euro ist doch nicht unfassbar viel.”
Drastischer als mit diesem Ausspruch des Hamburger Weihbischofs Hans-Jochen Jaschke könnte die Realitätsferne und Abgehobenheit der Katholischen Kirche nicht demonstriert werden. In der Talkshow von Anne Will wurde deutlich: Solche Summen sind für katholische Würdenträger augenscheinlich Peanuts. Ein Bistum wie das in Verruf geratene in Limburg, das über ein derartiges Vermögen verfügt, krebst aus Sicht der römisch-gelenkten Kirche dann augenscheinlich knapp an der Armutsgrenze herum.
Pädophile Priester, die Weigerung, Täter freiwillig zu sanktionieren, Prunk und Protz wie in Limburg, undurchsichtige und intransparente Vermögensverhältnisse, ein rigoroser arbeitsrechtlicher Umgang mit Beschäftigten der katholischen Einrichtungen, Führungspersönlichkeiten wie Franz-Peter Tebartz-van Elst, die außerhalb der Kirche ein Schattendasein führen würden – vor allem aber ein rückwärtsgewandtes Weltbild, das mit den gesellschaftlichen Realitäten rein gar nichts zu tun hat – die Katholische Kirche steckt in einer tiefen Legitimationskrise.
Nicht Einzelpersonen wie Limburgs Bischof sind dabei das Problem, sondern der römisch-katholische Kosmos in seiner inneren Verfasstheit, der Machtausübung und -erhalt vor Menschlichkeit stellt. Oder, um mit den Worten des SPIEGEL-Journalisten Peter Wensierski zu sprechen, der bei Anne Will das Dilemma der Katholischen Kirche so auf den Punkt brachte: “Nicht der Bischof ist krank, sondern das System.”