Antisemitismus gleich Identität: Wir hassen, also sind wir!

Von Alparslan Marx
Der türkische Kabarettist kämpft auf der Bühne als “Der Integrator” gegen das Böse

Menschen mit gleichen Interessen schließen sich zusammen und bilden eine Gruppe. Wenn sie aber einen gemeinsamen Feind haben, wachsen sie erst so richtig zusammen; die eigene Identität wird besser definiert, sie wird stärker. Am Feindbild wächst das Selbstbild.

Erfolgreiche Politiker und Anführer wissen genau, wie diese menschliche Schwachstelle funktioniert und haben sie seit jeher zur Durchsetzung ihrer Ziele benutzt. Was wäre die US-Armee ohne Al Kaida, der Bund der Steuerzahler ohne Politiker, Moslems ohne Ungläubige. Die Anführer versuchen, durch Feindbilder, Mitläufer zu gewinnen, um ihre Macht auszubauen. Das war immer so und bleibt auch so.

Viel wichtiger als das zu beklagen ist es herauszufinden, wer für diese Art der Identitätsstiftung anfällig ist. Ob bei Neo-Nazis oder antisemitischen Moslems, der eigentliche Beweggrund für den Hass ist weder schlechte Politik der Israelis noch die Finanzmacht der Juden. Der Grund liegt nicht im Feind, sondern im Selbst. Es ist die eigene Unzufriedenheit, Ratlosigkeit, Perspektivlosigkeit oder schlichtweg schwache Identität. Man kann nicht verhindern, dass Politiker oder Anführer immer wieder versuchen auf diese Schwachstelle der Menschen zu zielen, aber wir können wohl verhindern, dass die Zahl ihrer Anhänger wächst.

In Deutschland wird von Zeit zu Zeit wachsender Antisemitismus beklagt und gerät dann, nachdem ein paar Erklärungen abgegeben wurden, in denen man sich entschieden gegen diese Entwicklung ausspricht und versichert, Antisemitismus nicht zu dulden, wieder in Vergessenheit. „Gegen Antisemitismus“ zu sein ist allerdings keine ausreichende Positionierung. Man müsste den steinigeren Weg gehen und definieren, wofür man ist und gezielt daran arbeiten, Menschen für dieses Gesellschaftsbild zu gewinnen. Die Frage ist, ob es in Deutschland genügend Interesse und Interessenten gibt, Antisemitismus und Rassismus nachhaltig zu stoppen.

Rassismus und Antisemitismus per Gesetz zu verbieten ist die falsche Strategie, ein Verbot wird Rassisten und Antisemiten eher stärken. Wenn dann noch berechtigte Kritik an israelischer Politik mit dem Vorwurf „antisemitisch“ unterbunden wird, wird es kompliziert.

Die in Deutschland lebenden Moslems sind, politisch unkorrekt gesprochen, in der Hackordnung weit unten. Das ist vielleicht der entscheidende Grund, warum sie als Kollektiv eine andere Minderheit suchen, über die sie sich erheben können. Moslems in Deutschland benutzen den Hass auf Juden, um sich in dieser Hackordnung hochzuarbeiten. In einem Land, in dem Antisemitismus auf fruchtbaren Boden fällt, gedeihen solche Strategien besonders gut. Manche Moslems meinen vielleicht, durch ihre antisemitische Haltung eine Gemeinsamkeit mit Deutschen herstellen zu können. Sollten wir wirklich im Hass zusammen wachsen? Ich glaube nicht.

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