Unsere Pappenheimer: Platzeck und Wowereit

Von Marion Kraske

So ein Aufsichtsrat ist eine tolle Sache, da kann man es sich so richtig schön gemütlich machen, ein paar köstliche Canapes, ein bisschen Schampus, dazu eine großzügige Aufwandsentschädigung. Zudem ein bisschen Blitzlichtgewitter, man ist ja schließlich wer – im Zentrum der Macht.

Das ist wohl die traurige Praxis, mit der Aufsichtsräte hierzulande immer wieder zu launigen Grüßaugust-Institutionen verkommen. Dabei ist per Gesetz ein Aufsichtsrat dazu da, im Namen der Eigentümer die Geschäftsleitung einer Organisation zu beraten und zu kontrollieren. Fest steht: Im Falle des desaströsen Projektmanagements rund um den Berliner Flughafen-Pfuschbau hat der Aufsichtsrat bei seiner vorrangigen Aufgabe stümperhaft versagt.

Nun tritt Klaus Wowereit als Aufsichtsratsvorsitzender ab – dass er diesen Posten überhaupt innehatte, ist schon ein Witz an sich. Nach dem deutschen Corporate Governance Kodex muss sich der “Aufsichtsrat so zusammenzusetzen, dass seine Mitglieder insgesamt über die zur ordnungsgemäßen Wahrnehmung der Aufgaben erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und fachlichen Erfahrungen verfügen”. Welche Fähigkeiten bringt aber der Bürgermeister einer Stadt, die ohne Zweifel missgemanagt wird, ausgerechnet für den Vorsitz dieses Gremiums mit?

Immerhin machte Wowi der Vorsitz mächtig Spaß, konnte sich der selbstverliebte Genosse doch in diesem wichtigen Amt mal wieder so richtig räkeln. Ein Sonnenkönig mehr denn erfahrener Kontrolleur. Nachrücker ist ausgerechnet Matthias Platzeck, der bislang Wowereits Stellvertreter war – und somit Teil des Problems. Als bisheriger Vize-Aufsichtsratschef war Platzeck bei allen bisherigen Entscheidungen zum BER beteiligt.

Ein wenig erinnert die Wowereit-Platzeck-Rochade daher an die Wählerverdummung in Russland, wo Putin mit großer Show abtrat, nur um seiner Marionette Medwejew den Posten zu überlassen. An der eigentlichen Machtsituation änderte das nichts. Auch der Wechsel im Aufsichtsrat des Berliner Schrott-Flughafen hat nur ein Ziel: Bürgerverdummung: Da wird einer, der das Desaster mit zu verantworten hat, wie ein Phönix aus der Asche als Held, als Retter präsentiert.

Statt aus den Fehlern, aus dem eigenen Versagen zu lernen und einen echten Spezialisten zu berufen, der mit der Realisation von internationalen Großprojekten Erfahrung hat, bleibt das alte System erhalten, die SPD am Ruder. Das ist lächerlich und peinlich. Der Murks wird also weiter gehen. Der Schampus kann weiter fließen. Die Milliarden an Steuergeldern auch.

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