Von Michael Kraske
Internet-Schmierfinken kündigen radikale Kurskorrektur an
Das Politblog debattiersalon hat einen radikalen Kurswechsel angekündigt. Das betreffe nahezu alle bisher behandelten Themen, teilte ein Sprecher mit. Vor allem über die katholische Kirche, Nazis, Wladimir Putin, Rassismus, Uli Hoeneß, Markus Lanz und Thilo Sarrazin solle künftig weniger kritisch berichtet werden. Interne Recherchen hätten ergeben, dass die zum Teil heftige Kritik an Zuständen und öffentlichen Personen jeglicher Grundlage entbehrt habe. Aus Reihen der Autoren waren zunächst patzige Rechtfertigungen wie diese zu hören: „Man wird sich ja wohl noch mal irren dürfen!“ Mittlerweile ist die Beweislast indes so erdrückend, dass selbst unverbesserliche Multikulturalisten unter den Salonlöwen angekündigt haben, alles zu widerrufen, was sie bisher gedankenlos behauptet haben. „Wir haben verstanden“, so ein Sprecher des Salons.
Jahrelang hatte etwa Michael Kraske die berechtigen Sorgen und Ängste der Bürger vor einer „Überfremdung“ ihres Landes durch Ausländer als „Phantomangst“ denunziert, weil der Ausländeranteil in Ostdeutschland gerade mal bei zwei Prozent liege. Diese Darstellung hat sich nach neuesten Studien als grobe und böswillige Verzerrung der Realität heraus gestellt. Tatsächlich liegt der Ausländeranteil in Sachsen mancherorts nämlich bei 2,4 Prozent. In mehreren sächsischen Orten haben in den vergangenen Jahren ungefragt Dönerbuden eröffnet. Vor diesem Hintergrund hat Salon-Autor Kraske mittlerweile zugesagt, die Forderung nach ethnischer Reinheit in bedrohten Enklaven wie Rüssen-Kleinstorkwitz oder Schnaudertrebnitz nicht mehr in Bausch und Bogen verdammen zu wollen. „Mit diesen unkritischen publizistischen Multikulti-Träumereien muss ein für alle Mal Schluss sein“, so Kraske zerknirscht.
Sarrazin ist ein Genie!
Abbitte will der debattiersalon bei dem bisher völlig verkannnten Intellektuellen-Genie Thilo Sarrazin leisten. Im Nachhinein erweise sich dessen Anleitung zur Züchtung einer geistig überlegenen deutschen Urbevölkerung durchaus als gangbarer Weg, hieß es. Die Autoren des Salons haben sich dazu verpflichtet, Sarrazin nie wieder als „Hobby-Eugeniker“ zu bezeichnen. Stattdessen arbeiten sie intensiv an ellenlangen Essays, in denen sie einen Schlussstrich in Bezug auf die Aufarbeitung des NSU-Terrors und auch des Nationalsozialismus fordern.
Eine Terrorzelle namens pc
„Genug ist genug“, sagte ein Autor, der aus Angst vor Racheakten aus dem aufgeklärten Bürgertum unerkannt bleiben möchte. Deutschland habe lange genug am Pranger gestanden. Der Salon wolle künftig einem gesunden Volksempfinden und unverschämtem Nationalstolz Vorschub leisten. Bei genauerer Betrachtung gebe es auch keinerlei Alternative dazu, dass der Staat Nazi-V-Leute mit Geld subventioniere. Verschwörungstheorien, wonach der Staat mit dieser Praxis rechtsextreme Strukturen selbst aufgebaut habe, werden künftig einfach zensiert.
In diesem Zusammenhang haben etliche Autoren des debattiersalons eingeräumt, in der Vergangenheit Teil einer geheimen Gedankenpolizei namens political correctness (kurz pc) gewesen zu sein. Diese Terrorgruppe sei mutigen Querdenkern wie Thilo Sarrazin oder dem ehemaligen Kölner Erzbischof Joachim Meisner reflexartig ins Wort gefallen, wenn diese ihre rassistischen Thesen verbreitet haben. Die ehemaligen Mitglieder der Gedankenterrorzelle haben nunmehr angekündigt, die Hetze gegen Muslime oder Schwule künftig differenzierter darstellen zu wollen. Nicht jeder Schwulenhasser sei automatisch ein selbstunsicherer Wirrkopf. Man wolle etwa verstärkt auch die positiven Effekte der Frauen- und Schwulenfeindlichkeit in der katholischen Kirche herausarbeiten. Es falle derzeit lediglich noch schwer, dem tausendfachen, Jahrzehnte langen und bis heute vielfach verdrängten Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche etwas Positives abzugewinnen. Allerdings dürfe man das Thema nicht weiter an die große Glocke hängen.
Friedensfürst Putin
Radikales Umdenken kündigten die Schmierfinken vom debattiersalon auch in Bezug auf herausragende Personen der Zeitgeschichte an. Es sei unentschuldbar, einen Friedensfürsten wie Wladimir Putin als kleinen, komplexbeladenen Antidemokraten hinzustellen, nur weil der einen Teil eines souveränen Staates annektiert und ab und zu mit nacktem Oberkörper angelt, reitet oder Tiger erschießt. Die Salonisten hatten in der Vergangenheit sogar den Wohltäter Uli Hoeneß als Kriminellen hingestellt. Es ist den Autoren daher ein besonderes Anliegen zu betonen, wie dankbar sie Uli Hoeneß für alles sind, was er für Deutschland und die Welt getan hat. Sie verstehen sich fortan als die publizistische Speerspitze für die Bewegung „free Uli Hoeneß“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Um die 180-Grad-Wendehalsdrehung glaubwürdig zu vollziehen, hat der debattiersalon einige spektakuläre und medienwirksame Aktionen angekündigt. So wolle man sich dafür einsetzen, dass Markus Lanz demnächst mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wird. Man wolle den Bayern heute sogar die Daumen für die Champions-League gegen ManU drücken. Auf Nachfrage, woher der plötzliche und unerwartete Gesinnungswandel dieser Unverbesserlichen komme, verwies ein Sprecher des debattiersalons auf den ersten Tag des vierten Monats im Jahr.