Aufgespießt: Spiegel-Titel

Von allen klugen Geistern verlassen

Den Spiegel lesen sie offenbar nicht mehr, die Klugen. Sonst könnte das Montagsmagazin auf der Suche nach ihnen einfach seine Abonnentendatei durchforsten. Statt dessen hebt er die “Bildungsstudie 2011″ der Bertelsmann-Stiftung auf den Titel – Reklame für einen der größten privaten Bildungsverkäufer während rundum unsere vorgeblichen Staatsschützer immer tiefer im braunen Sumpf versinken.

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Der Krieg ist nicht vorbei! – Neues von der deutschen Angst

Von Martin Häusler

Zuerst war es Hitler selbst, dann waren es Hitlers Helfer, danach kam die Flucht, das brennende Dresden, die sinkende Gustloff, die Kriegsheimkehrer, die Kriegskinder, gerade laufen „Die Geheimnisse des Dritten Reichs“ im ZDF, und bald ist Rommel dran. Ob als Spielfilm oder als Dokumentation: Die eigene Geschichte ist seit Jahren verlässlicher Quotengarant im deutschen Fernsehen. Selbst auf den Titelseiten politischer Magazine konnte man vor allem gute Erfahrungen mit Themen aus Dunkeldeutschland machen. Über die Jahrzehnte wurden die Texte und Filme spezieller, das Spektrum wurde ganzheitlicher, und viele meinten deshalb sagen zu können, dass der Zweite Weltkrieg nun doch endlich und endgültig verarbeitet worden sei.
Blickt man auf das, was Psychotherapie und Psychologie zuletzt herausgefunden haben, kann man nur erstaunt feststellen, dass diese Annahme einem Irrtum aufsitzt. Denn das völlige Gegenteil scheint der Fall. Der Krieg ist nicht vorbei. Er ist in uns. Er gärt in uns. Er macht uns heute – 66 Jahre nach kalendarischem Ende – immer noch krank, bildet körperliche und psychische Leiden aus, sorgt für den Großteil unserer Ängste, treibt uns in Süchte und nimmt uns die Fähigkeit zu lieben. Wie das? …[ mehr ]

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Apokalypse – der Burnout des ZDF

Von Martin Häusler

Erschöpft blicken wir zurück auf die Themenwoche des ZDF. „Burnout – Der erschöpfte Planet“ hatte sie passenderweise geheißen. Die Mainzer Programmgestalter waren auf die Idee gekommen, jene medial zuletzt arg strapazierte Mode-Erkrankung als Signet umzufunktionieren und zu globalisieren und damit eine frische Ladung verstörender Filme, Dokumentationen, Beiträge und Diskussionen über den Raubbau an Mutter Erde zu markieren.
In erster Linie bestand die Ladung aus drei Großproduktionen: einem zweiteiligen Ökothriller mit Heino Ferch und Barbara Auer, der in Afrika spielte, einer zweiteiligen Dokumentation zur globalen Wasserknappheit, in der sich Claus Kleber als rasender Reporter an wechselnden Tatorten zeigen konnte, und einer weiteren zweiteiligen Dokumentation von Stefan Aust und Claus Richter, die ebenfalls um den Erdball fliegen durften, um die Jahrzehnte lange Jagd nach Öl mit aktuellen Bildern anzureichern. Flankiert wurden die Hauptattraktionen durch einen entsprechenden Talk bei Maybritt Illner sowie thematisch abgestimmte Beiträge im Auslandsjournal, bei Frontal 21 oder im Morgenmagazin.
Ohne Frage war das Meiste überdurchschnittlich gefertigt, meinetwegen waren auch hochkarätige Produkte darunter. Und wahrscheinlich wird sich dafür demnächst einer der Beteiligten irgendeinen der zahlreichen Fernsehpreise übers Kaminfeuer stellen können. Doch diese sicher gut gemeinte Themenwoche geriet in ihrer unzulänglichen Zusammensetzung zu einem journalistischen Skandal. …[ mehr ]

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Rückwärtsgang mit Ministerin Leichtgewicht

Von Marion Kraske für CICERO online

Ursula von der Leyen hat die richtige Richtung vorgegeben: Um Frauen stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren, muss die Kinderbetreuung ausgebaut werden. Mit dem geplanten Betreuungsgeld setzt Schwarz-Gelb neuerlich falsche Anreize.

Es scheint Lichtjahre her zu sein, seit ein ehemaliger Regierungschef, es war Gerhard Schröder, mit kraftmeierischen Worten klarstellte, was er von Familien- und Frauenpolitik hielt. „Frauenpolitik und so´n Gedöns“, so sprach der rote Kanzler damals mit unverhohlener Verachtung, es war 1998.

Seither hat sich einiges getan in der politischen Wahrnehmung. Inzwischen diskutiert die Republik über Gleichberechtigung im Job, über Kinderbetreuung, über Frauenquoten – wenn auch nicht immer zur Freude der Wirtschaft, so doch als Ausdruck gesellschaftlicher Vorwärtsgewandtheit. Ganz ernsthaft diskutiert man über den Nachholbedarf, den Deutschland keine Frage in einigen Bereichen hat, ganz ohne Gedöns. Ausgerechnet eine Konservative hat hierzu ihren Beitrag geleistet: Ursula von der Leyen holte, auch gegen die Widerstände in der eigenen Partei, familienrelevante Themen aus der Mauerblümchen-Ecke heraus und eroberte ihnen einen wichtigen Platz in der Politik. Aus dem lästigen Beiwerk hat sie eine ernsthafte Materie gezimmert…[mehr]

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Leon hilf – die Körperfresser kommen!

Von Siegesmund von Ilsemann

Ein Virus geht um im Pentagon, dem US-Verteidigungsministerium, weltweit größtes Bürogebäude, am Virginia-Ufer des Potomac gelegen, schräg gegenüber der Mall, dem Zentrum von Washington. Es ist ein gefährlicher Erreger. Er nistet sich im Gehirn ein und schwächt das Denkvermögen der Infizierten – bis hin zum völligen Versagen.
Im E-Ring, dem äußeren der fünf konzentrischen Büro-Ringe, der auch die Diensträume des Ministers beherbergt, scheint dieser Krankheitskeim ganz besonders zu wüten. Er hat dort schon etliche Amtsinhaber um den Verstand gebracht:
Caspar Weinberger etwa, Aufrüstungsminister des Sternenkriegers Ronald Reagen. Alljährlich ließ „Cap the Knife“ eine Hochganzbroschüre über „Die sowjetische Militärbedrohung“ drucken, in der das damals schon bankrotte rote Riesenreich stets zu einem omnipotenten Militärmonster mutierte, das angeblich drauf und dran war, die USA mit Haut und Haaren zu verschlingen.
Oder der berüchtigte Kriegstreiber des tumben George W. Bush, Donald Rumsfeld, der sein Land gleich in zwei völkerrechtswidrige Kriege log, dabei gegen den Rat führender Militärs die USA in zwei verheerende Guerillakriege verstrickte und Folter als legitime Verhörtechnik im fragwürdigen Krieg gegen den Terror guthieß.
Nun scheint es einen weiteren Pentagonchef erwischt zu haben, Leon Panetta (l.), 23. Verteidigungsminister der USA. …[ mehr ]

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Wenn Geschichte urplötzlich aktuell wird

Von Marcus Müller

Am 8. November wurde in Berlin ein Denkmal für den Hitler-Attentäter Georg Elser offiziell eingeweiht. Das hatte einen mäßigen öffentlichen Widerhall – jedenfalls gemessen an dem Pomp und manchmal fast schon Kitsch, der inzwischen um die Attentäter des 20. Juli veranstaltet wird. Erfreulicherweise wurde aber doch vielmals die Geschichte des Mannes erzählt, der am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller Hitler mit einer selbstgebauten Bombe töten wollte, was misslang, und acht Menschen das Leben kostete.
Die Attentäter vom 20. Juli 1944 um Claus Schenk Graf von Stauffenberg entdeckten ihre Moral bekanntlich erst Jahre nach dem schwäbischen Schreiner Elser. Elser wurde noch wenige Wochen vor Kriegsende auf Geheiß Hitlers im April 1945 im KZ Dachau erschossen.
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Angstraum

Von Marion Kraske für DER FREITAG

Jahrelang ermordete die Zwickauer Neonazi-Bande unschuldige Ausländer, aus purem Hass auf Fremde. Zahlreiche Vereine und Initiativen versuchen bundesweit, rechtsextremen Strömungen etwas entgegenzusetzen. Doch statt von der Bundesregierung uneingeschränkte Unterstützung zu erhalten, stellt Schwarz-Gelb sie mittels einer sogenannten Extremismusklausel unter Generalverdacht und verlangt: Misstraut euren Mitstreitern. Eine Reise in den Südosten Berlins, wo braune Gesellen versuchen, die Oberhoheit über den öffentlichen Raum zu erlangen.

Es gibt Geschichten, in denen ist eigentlich alles klar: weiß und schwarz, gut und böse – die Rollen sind klar verteilt. Auch diese Geschichte müsste davon handeln, doch inzwischen ist nichts mehr klar hier, im Berliner Südosten. Aus Sicht der Protagonisten scheinen die Grenzen zu verwischen. Die Guten fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die Bösen lachen sich ins Fäustchen.

Vom S-Bahnhof führt ein langer Tunnel hinein ins Wohnviertel von Schöneweide. Der Tunnel ist knatschbunt, er strotzt vor farbigen Figuren und wilden Graffitis. Von Menschenwürde ist da die Rede, von Respekt. Von Love and Peace. Die Europäische Union hat die Malereien mitfinanziert. Weil der Tunnel, wenn man genauer hinsieht, mehr ist als nur einer von vielen. Weil er Zeugnis davon gibt, dass es im Viertel nicht so friedlich zugeht, wie die gut gemeinten Parolen es vermuten lassen. Denn inmitten all der Farbe tauchen immer wieder Hinweise auf eine andere Welt auf: Hier ein Hakenkreuz, da ein NPD-Aufkleber, dort eine Sprechblase: „Heil Hitler“…[mehr]

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Aufgespießt: “Döner-Morde”

Menschenverachtend

Die Döner-Morde machen die Runde. Ganz so, als ob die unter Deutschen äußerst beliebten kalorienträchtigen und fettriefenden Bratprodukte Opfer der perfiden Mordserie einer Neonazibande wurden – und nicht Menschen.

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Die Macht des Volkes

Von Siegesmund von Ilsemann

Die GröDaZ war es nicht – die größte Demonstration aller Zeiten. Da hat Berlin schon Gewaltigeres erlebt. Doch letztlich spielt es keine Rolle, ob es nun 5000 Demonstranten waren, 8000 oder sogar 10000, die am 12. November zwischen 13 und 14 Uhr symbolisch einen großen Teil des Regierungsviertels in der Bundeshauptstadt einkreisten. Und gewiss sahen die Berliner schon Massenaufmärsche, die besser organisiert waren als der vom vergangenen Samstag, die pünktlicher begannen, nicht auseinander rissen und bei denen die Veranstalter nicht schon zum Sammeln riefen, als mancherorts die Menschen noch dabei waren, den symbolischen Ring zu schließen.
Aber all das sind Petitessen angesichts des unbestreitbaren Erfolgs, den die Organisatoren der erst seit vier Wochen aktiven deutschen Occupy-Bewegung gegen die Finanzkrise und den Bankenskandal verbuchen können: Trotz einer Vorbereitungszeit von nur 14 Tagen ist es ihnen gelungen, in den deutschen Zentren der Politik und der Finanzwirtschaft gleichzeitig zwei Großdemonstrationen mit vielen Tausend Teilnehmern auf die Beine zu stellen.

Die Herren in den dunklen Anzügen, die in den Vorstandsetagen und bei „Rotwein-Runden in Hinterzimmern“ jenes Finanzmonster schufen, das nun die Steuerzahler füttern müssen, werde angesichts des massenhaften Protestes in Frankfurt und Berlin nun „Angst“ in die Glieder fahren, hoffte auf der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor eine Sprecherin der mitorganisierenden Attac-Gruppe. Aber sind diese Herren überhaupt die richtigen Adressaten? Kann es darum gehen, von Vorständen und Managern sozialeres, moralischeres Handeln zu verlangen?
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Kohle statt Kita: Kristina Schröders Was-soll-das-Politik

So hört es sich an, wenn Familienministerin Schröder den Weg in die Vergangenheit beschreitet: 150 Euro für Kinder, die zu Hause bleiben – statt in die Kita zu gehen. Vor allem für Kinder aus sozial schwachen Familien und Kinder mit Migrationshintergrund, die von frühen Betreuungen profitieren, wohl kaum ein Schritt in die richtige Richtung. Der Leitgedanke, der dahinter steckt: Muttis bleibt am heimischen Herd!

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