Deutschland-Tagebuch – Zehn Merkwürdigkeiten zum Thema Flüchtlinge

Autoren betrachten kleine und große Ereignisse, die dieses Land prägen und nicht in der täglichen Nachrichtenflut untergehen sollten. Persönliche und politische Gedanken. Ein deutsches Tagebuch.

Von Tarek Khello. Der syrische Journalist kam 2013 als Flüchtling nach Deutschland, wo er seither lebt. In Syrien berichtete er für Online- und Printmedien über den Protest gegen das Assad-Regime und den Krieg.

Zehn persönliche Erkenntnisse zum Thema Flüchtlinge von einem, der selbst als Flüchtling kam:

debattiersalon: Deutschlandfahne, schwarz-rot-gold,Marion Kraske @ 20141. Nur diejenigen, die Geld haben, können sich die Reisekosten leisten und schaffen es überhaupt, zu fliehen. Denn der Weg kostet viel Geld und so schafft es nur die Oberschicht nach Deutschland. Aber die Geringverdiener, also die Leute, die am dringendsten Hilfe brauchen, bleiben ohne Hilfe in ihren Ländern zurück. …[ mehr ]

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Zensur bei Cicero? Was beim “Magazin für politische Kultur” nicht gesagt werden darf

Sarrazin und Cicero

Sarrazin und Cicero

Die Online-Redaktion von Cicero bestellt bei mir vor Ostern einen Text über Thilo Sarrazin, der rechtzeitig zum Erscheinen seines neuen Buches wieder als Ratgeber bei Bild gefragt ist. Mein Text „Ahnherr der neuen völkischen Bewegung“ wird redaktionell abgenommen und für gut befunden (“ein sehr gelungenes Stück”). Veröffentlicht wird er nicht. Begründung: Die Chefredakteure wollen ihn nicht bei Cicero.de sehen. Hier ist der Text, der nicht ins Weltbild von Cicero passt.

Ahnherr der neuen völkischen Bewegung

Von Michael Kraske

Hätte man doch bloß auf ihn gehört. Dann wäre die AfD gar nicht erst gegründet worden. Am Tag vor den Brüsseler Terroranschlägen durfte sich Thilo Sarrazin in der Bild-Zeitung einmal mehr als selbsternannter Heilsbringer inszenieren, der Deutschland mit seinen – vermeintlich unterdrückten – Wahrheiten vor Unglück bewahren könnte. Ausgerechnet Thilo Sarrazin. Die Morde und der Schrecken von Brüssel werden dessen intellektuelle Kurzschlüsse neuerlich befeuern. Es dauerte nur Stunden, bis etwa die AfD die Anschläge auf perfide Weise instrumentalisierte: „Wir opfern unsere Freiheit, Sicherheit und Kultur auf dem Willkommensaltar Merkels“, hieß es etwa auf facebook. …[ mehr ]

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Betreff AfD: Ein Kreuz für völkische Demokratieverächter

Bei den Landtagswahlen werden Millionen Wähler der AfD ihre Stimme geben. Sie wählen eine Partei, für die völkischer Nationalismus, Rassismus und Demokratieverachtung mehr und mehr zu Markenzeichen werden. Dafür gibt es keine Rechtfertigung

Von Michael Kraske

Debattiersalon: AfD-Kampagne, Stimmungsmache gegen Europa, Rechtspopulisten, Björn Raupach © 2014Es ist egal. Ob der Verfassungsschutz die AfD beobachtet oder nicht, ist für die Frage der Radikalität und Gefährlichkeit dieser Partei unerheblich. In dieser Angstzeit ist die Versuchung groß, demokratische Verantwortung abzuschieben. Jene Behörden, die beim NSU-Terror auf monströse Weise versagt und verschleiert haben, entscheiden zu lassen, was als populistisch, radikal oder extremistisch gelten soll. Wobei das Label nicht entscheidend ist. Wichtiger ist, wofür die AfD steht und wie sie wirkt. Beobachtung durch den Verfassungsschutz bedeutet nämlich nichts anderes, als ein Lagebild auf Grundlage frei zugänglicher Quellen zu erstellen.

Für dieses Lagebild von der AfD braucht es keine Verfassungsschützer. Und einen Schutz gegen die demokratiegefährdenden Bestrebungen in der AfD würde der symbolische Akt der Beobachtung ohnehin nicht bringen. Man braucht ja nicht mal investigativ zu recherchieren, um festzustellen, dass in der AfD rechtsextreme Ideologie vertreten wird. Nur werden völkischer Nationalismus, biologischer Rassismus und der Sound nationalrevolutionärer Umsturzrhetorik bislang nicht als das bezeichnet, was sie sind – nämlich demokratie- und verfassungsfeindlich. Die AfD gilt vielmehr als „rechtspopulistisch“. Damit sind Ideologie, Personal und Anhängerschaft aber nur noch zum Teil zutreffend beschrieben. …[ mehr ]

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DEUTSCHLAND-Tagebuch 08/02/16 – Dumme deutsche Fragen

Autoren betrachten kleine und große Ereignisse, die dieses Land prägen und nicht in der täglichen Nachrichtenflut untergehen sollten. Persönliche und politische Gedanken. Ein deutsches Tagebuch.

Von Tarek Khello. Der syrische Journalist kam 2013 als Flüchtling nach Deutschland, wo er seither lebt. In Syrien berichtete er für Online- und Printmedien über den Protest gegen das Assad-Regime und den Krieg.

debattiersalon: Deutschlandfahne, schwarz-rot-gold,Marion Kraske @ 2014Das Wort „Schwein“ hat nicht nur zwei Bedeutungen – es steht nicht nur für das Tier und das Glück. Manchmal hat es auch eine dritte Bedeutung – es ist ein „Religionszugehörigkeits-Test“.

„Essen Sie Schwein?“ Diese Frage wird vielen Ausländern nicht beim Essen oder bei einer Party mit Freunden gestellt, sondern häufig beim Kennenlerngespräch. Wenn die Antwort auf diese Frage „ ja“ lautet, kommt der zweiten Frage entscheidende Bedeutung zu. „Trinken Sie Alkohol?“ Damit will der Fragesteller die religiöse Orientierung überprüfen! Besser also, man ist als Migrant kein Vegetarier, wenn es so bedeutsam ist, Schwein zu essen. In jedem Fall: Wer Alkohol trinkt und Schwein isst, wird wohl ein Christ sein. Die Test-Fragen sollen sicherstellen, dass man nicht durch Zufall an einen Muslim geraten ist. Manchmal werden Fragen gestellt, um das auszuschließen. Sind Sie kein Moslem? Warum sind Sie kein Moslem? Aber man kann die Fragen leider nicht ganz unschuldig verstehen. …[ mehr ]

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DEUTSCHLAND-Tagebuch 13/01/16: Nach Köln – Auflösungserscheinungen

Autoren betrachten kleine und große Ereignisse, die dieses Land prägen und nicht in der täglichen Nachrichtenflut untergehen sollten. Persönliche und politische Gedanken. Ein deutsches Tagebuch.

Von Michael Kraske

debattiersalon: Deutschlandfahne, schwarz-rot-gold,Marion Kraske @ 2014Der Kölner Gewaltexzess hat das Land verändert. Die Silvesternacht hat geschockt, traumatisiert, radikalisiert. Was taumelt, sind Gewissheiten und gesellschaftliche Übereinkünfte. Seit Monaten mehren sich die Anzeichen, dass unsere Demokratie ins Wanken gerät, dass sie nicht nur von leicht zu stigmatisierenden Extremisten in Frage gestellt wird, sondern von Wutbürgern, Wutschreibern und Wutpolitikern, die einen Staatsnotstand herbei faseln und die gesellschaftliche Apokalypse aufgrund der Zuwanderung von Flüchtlingen beschreien. Die Nächstenliebe als Gutmenschentum verhöhnen und klammheimlich oder ganz offen Gewalt legitimieren, weil das Volk angeblich zur Notwehr berechtigt ist, weil es von gewählten „Volksverrätern“ verraten wird. Das war der Zustand in Deutschland vor Silvester. Vor der sexuellen Gewalt von Migrantengruppen gegen Frauen. Und jetzt? …[ mehr ]

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DEUTSCHLAND-Tagebuch: 11/01/16 – Der Wendepunkt für Flüchtlinge in Deutschland

Autoren betrachten kleine und große Ereignisse, die dieses Land prägen und nicht in der täglichen Nachrichtenflut untergehen sollten. Persönliche und politische Gedanken. Ein deutsches Tagebuch.

Von Tarek Khello. Der syrische Journalist kam 2013 als Flüchtling nach Deutschland, wo er seither lebt. In Syrien berichtete er für Online- und Printmedien über den Protest gegen das Assad-Regime und den Krieg

debattiersalon: Deutschlandfahne, schwarz-rot-gold,Marion Kraske @ 2014Die in Köln verübten sexuellen Übergriffe gegen Frauen sind furchtbar. Ihr Ausmaß ist furchtbar. Sie erfolgten überraschend. Das waren nicht nur Angriffe gegen Frauen, sondern es sind ebenso Angriffe gegen jeden einzelnen arabischen Bürger und Geflüchteten in Deutschland. Jeder wird nun auf die Anklagebank gesetzt. Bisherige Berichte über die Vorfälle sexueller Gewalt am Kölner Dom werfen viele Fragen über die Tatverdächtigen auf. Was sind Ziel, Nutzen und Hintergrund der Taten? …[ mehr ]

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DEUTSCHLAND-Tagebuch: 18/12/15 – NSU xy ungelöst

Autoren betrachten kleine und große Ereignisse, die dieses Land prägen und nicht in der täglichen Nachrichtenflut untergehen sollten. Persönliche und politische Gedanken. Ein deutsches Tagebuch.

Von Michael Kraske

debattiersalon: Deutschlandfahne, schwarz-rot-gold,Marion Kraske @ 2014Neulich, als Beate Zschäpe in München ihre Nichts-gewusst-nichts-gemacht-Aussage verlesen ließ, schwappte die Aufmerksamkeit noch einmal kurz hoch. Genau genommen waren viele Journalisten aber nicht an den vielen ungeklärten Fragen zum NSU-Komplex interessiert, sondern vor allem an Beate Zschäpe, an ihrem Haarschnitt, an ihrer Befindlichkeit. Abends wurde bei Anne Will ein bisschen getalkt. Die unvermeidliche Gisela Friedrichsen fabulierte in Kennerpose über Zschäpes Beweggründe für ihre Aussage, aber als NSU-Nebenkläger Mehmet Daimagüler Fragen nach institutionellem Rassismus bei der Polizei und ausbleibenden Konsequenzen stellte, reagierte die Runde verschnupft. Jetzt hat der zweite Untersuchungsausschuss des Bundestages – NSU-Terrorgruppe II – seine Arbeit aufgenommen. Im vorweihnachtlichen Nachrichtenrauschen war das nur Treibholz. Die Medien sind müde vom NSU. Die Leute auch. Dabei gibt es viele verstörende Gründe, hellwach zu sein, weiter zu wühlen, Antworten einzufordern. …[ mehr ]

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DEUTSCHLAND-Tagebuch: 17/12/15 – Wie man erfolgreich eine Demokratie zerlegt

Autoren betrachten kleine und große Ereignisse, die dieses Land prägen und nicht in der täglichen Nachrichtenflut untergehen sollten. Persönliche und politische Gedanken. Ein deutsches Tagebuch.

Von Michael Kraske

debattiersalon: Deutschlandfahne, schwarz-rot-gold,Marion Kraske @ 2014Am Wochenende hat es in meiner Stadt gebrannt. Ein versprengter Haufen Neonazis kam, um in Connewitz, Leipzigs alternativem Süden, zu provozieren. Da, wo es bunt ist und lebenswert. Und in den Straßen drum rum haben junge, sich selbst für links haltende Gewalttäter nur darauf gewartet zu randalieren. Sie haben Mülltonnen angezündet und Steine geworfen. Gegen Polizisten und Autos und Häuser. Sie haben sich ausgetobt, etliche Menschen verletzt, zerstört. Gewalt war das Ziel, und sie haben damit nicht nur Menschen verletzt und in Gefahr gebracht, die sie in verquasten Pamphleten „Schweine“ nennen, sondern sie haben auch jenen Demokraten geschadet, die sich den Neonazis friedlich entgegen stellen wollten. Soll im Nachhinein keiner von Provokation faseln und davon, das sei nur passiert, weil nicht in Sicht- und Hörweite zu den Neonazis demonstriert werden durfte. Wer sich in einer Demokratie, so fehlerhaft sie und ihre Institutionen auch sein mögen, aufführt, als müsse er gegen eine totalitäre Diktatur in den Bürgerkrieg ziehen, ist ein Feind der Demokratie. …[ mehr ]

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DEUTSCHLAND-Tagebuch: 11/12/15 – Der Hass ist bei den Kindern angekommen

Autoren betrachten kleine und große Ereignisse, die dieses Land prägen und nicht in der täglichen Nachrichtenflut untergehen sollten. Persönliche und politische Gedanken. Ein deutsches Tagebuch.

Von Michael Kraske

debattiersalon: Deutschlandfahne, schwarz-rot-gold,Marion Kraske @ 2014Achtklässler quälen Flüchtlingskinder in einer Schule. Sie schubsen und spucken, werfen mit Steinen, klemmen sie in Türen ein. Ein neun- und ein 14-Jähriges Mädchen erleiden Quetschungen, eine Knochenabsplitterung. Notarzt, ein Gipsarm. Warum? Weil sie es wagten, an der Pestalozzi-Oberschule in Wurzen, Sachsen, einen Deutschkurs zu besuchen. Deutsche Kinder quälen ausländische Kinder, weil sie fremd sind und nicht hier sein sollten. Der Hass, der jeden Montag in Dresden und anderswo durch die Straßen zieht, ist bei den Kindern angekommen. Innerhalb weniger Wochen mehrere Taten in dieser Schule. Was haben die Lehrer gemacht? Warum hat niemand eingegriffen, als noch kein Knochen gesplittert war? Was passiert jetzt mit den jungen Tätern? Die Polizei erklärt, die Schulleitung halte Gespräche mit deren Eltern für sinnlos. Ja, der Hass muss irgendwo her kommen, wird gezüchtet, wächst nicht von allein. Was tun mit Eltern, die mit Flüchtlingskindquälen kein Problem haben? Wie deren Kindern Respekt und Mitgefühl und Anstand beibringen? …[ mehr ]

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So würde die EU sich für Flüchtlinge interessieren

debattiersalon | So würde sogar die EU sich für Flüchtlinge interessieren | Karikatur von Katharina Greve © 2015  | Mittelmeer, Frontex, Flüchtlinge, Mare Nostrum, Bundesliga© Katharina Greve

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