Von Marion Kraske
Juhu, sie hat gewonnen!!!!!! Angela Merkel ist die große Gewinnerin des Wahlabends. 38 (!) Prozent jener, die sie gewählt haben, haben nur ihretwegen das Kreuzchen bei der Union gesetzt, Kanzlerfaktor nennen das die Experten. Vor allem die Frauen dieses Landes haben sich ihr zugewandt und ihr ihre Stimmen gegeben. Mutti höchstpersönlich katapultiert die Konservativen in schwindelerregende Höhen, die diese zuletzt vor rund 20 Jahren erreichten. Das muss ihr erst mal jemand nachmachen.
Stellt sich nur die Frage: Warum? Warum ist diese unsere Kanzlerin so beliebt? Ein Paradoxon der aktuellen Politik: Eine Mehrheit (des Wahlvolkes) liebt jemanden, ohne eigentlich zu wissen, wofür dieser jemand steht. Diese symbolhafte Sphinx mit ihren wasserblauen Augen und dem schüchternen Lächeln, das durchaus schon mal in eisekalte Frostregionen vordringen kann, steht, ja nun, wofür eigentlich? Dennoch liegen ihr die Massen zu Füßen.
Sie, die eher wie ein Frage- denn ein Ausrufezeichen durch die bundesdeutsche Republik wandelt. Die uns ihren Schoß und die Vertrauensraute näher brachte, die die Schlandkette einführte und das Internet und seine Tücken zu Neuland erklärte. Sie, die zusammen mit ihrem Kumpel Horst, dem Präpotenten aus Bayern, Frauen mittels kleiner Lockmittelchen dahin dirigiert, wo sie anscheindend hingehören: an den heimischen Herd. Und die uns, ganz wie die Schlange Kaa im Dschungelbuch mit ihrer glockenhellen Stimme einflüstert: „Sie kennen mich.“
Ja, wir kennen sie. Trägerin der Mundwinkel, die selbst am triumphierenden Wahlabend bis zum Knie hängen. Wir kennen sie, diese blau-grün-rot-gelben Kastenjacken, den leichten Ossi-Dialekt, diese Schwurbel-Sätze, die allzu oft beginnen mit: „Ich sage deutlich“ oder „Ich bin der festen Überzeugung“, um dann ganz nebenbei ganz undeutlich und in der Überzeugung ganz butterweich zu werden.
Eine Heldin ist sie, eine, die weiß, wie man durch rhetortische Nullnummern überzeugt, die die grenzenlose Spähmaßnahmen ausländischer Geheimdienste in ihrer gütigen Art einfach weglächelt. Und ich sage euch: Alles nicht so schlimm. Euch wird heute der Heiland erscheinen. Was ist da schon die NSA?
Deutschland geht es gut. Und wir sind die erfolgreichste Regierung seit der Wiedervereinigung, ja vielleicht seit Bestehen der Bundesrepublik. Heldenhaft, wie sie das behauptet, wie sie heute dies und morgen jenes fordert – und womöglich liegt eben darin das Geheimnis ihres Erfolgs: Jeder kann ihr folgen, weil sie alle Überzeugungen in einer Person zusammenfasst. Sie ist beliebig und deswegen so beliebt. Eine, die im Wahlkampf neuerlich klar machte, dass Inhalte allenfalls überschätzt, aber der persönliche Eindruck alles ist. Nicht L´état c´est mois aber: Der Inhalt, das bin ich. Was zählt ist MUTTI. Machterhalt über allem. Und jetzt erst mal: Schnittchen für alle!!!
