MAULHELDIN: Susanne Gaschke

„Das zerstörerische Spiel ist noch zerstörerischer geworden, als ich es mir je hätte träumen lassen.”

Politblog debattiersalon | Maulhelden | Logo: Katharina Greve © 2013Mit diesen Worten hat die Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke ihren Rücktritt erklärt, quasi als beleidigte Leberwurst. So schnell geht das also: Da tritt eine gelernte Journalistin an, um in der Politik zu reüssieren, als Quereinsteigerin frischen Wind in die verkrustete Politikerzunft zu bringen und agiert wenig später so abgehoben und borniert wie ein jahrelang gedienter Betonkopf. Gaschkes krudes Gesellenstück im Kieler Rathaus: Fast schon handstreichartig erließ sie einem millionenschweren Unternehmer knapp vier (!) Millionen Euro Steuerlast. Ein seltsam feudalistisch anmutender Deal, zudem rechtswidrig, wie die Kommunalaufsicht im Landesinnenministerium Schleswig-Holstein feststellte.

Statt mit Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit Abbitte zu leisten, verstörte Gaschke mit ihrem Tunnelblick. Eine Hetzjagd habe man auf sie veranstaltet, die Medien, auch die eigene Partei. So hört es sich an, wenn das eigene Ego im Weg steht, frau den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Schon mal daran gedacht, wie unerbittlich die Behörden mit Otto-Normalbürger umgehen, wenn DER seine Steuerlast nicht fristgerecht zahlt, schon mal was von den harschen Säumniszuschlägen gehört?

Zur Krönung der peinlichen Opferinszenierung bediente sich Gaschke eines Griffs in die Mottenkiste, indem sie den „testosterongesteuerten Politik- und Medientypen, die unseren Politikbetrieb prägen und deuten“ die Schuld an ihrer Misere gab. Genau, schuld an allem sind – wie immer – die Männer, diese gemeinen, widerlichen…

Dieser Beitrag wurde unter Alle Artikel, MAULHELDEN abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten auf MAULHELDIN: Susanne Gaschke

  1. Pingback: Scheitern am Testosteron? : pressekompass

  2. debattiersalonfrau sagt:

    Bornierte Ahnungslosigkeit scheint im Journalismus weit verbreitet, Frau Marion: Es geht gar nicht um eine erlassene Steuerlast, sondern um die Säumniszuschläge und Zinsen darauf. Die Steuern will der Unternehmer zahlen, wenn man anderen Medien trauen darf. Schon ein Unterschied gell? Von einer Hetzjagd der Medien und ihrer Partei muss man aber ausgehen, wenn man sich diesen Haufen da anschaut. Daß hier nun ausgerechnet eine Frau der anderen die Augen auskratzt ist schön für die mächtigen Männer. Die reiben sich jetzt mal wieder schön die Hände!

  3. Marion sagt:

    Es geht in diesem Fall nicht um die Macht der Männer, sondern um das rechtswidrige Verhalten einer Frau. Die Debatte in die Kategorie “Geschlechterkampf” einzuordnen ist unsinnig und schadet eher als sie nützt. Und: Natürlich ging es um eine “Steuerlast”, Säumniszuschläge fallen da auch mit rein – einfach mal nachlesen…