“Die Tatsache, dass Uli Hoeneß jetzt dieses Urteil so angenommen hat, nötigt mir hohen Respekt ab.”
Ja, die emotionalen Ausbrüche der Kanzlerin sind und bleiben nebulös. In diesem Falle nötigt es Frau Merkel also Respekt ab, wenn ein überführter und bis zum Schluss nicht eben überzeugend agierender Steuersünder nichts anderes tut als – wie in einem Rechtsstaat üblich – sein Urteil zu akzeptieren. Das macht zugegeben erst mal: ratlos. Denn wenn die lächerliche Akzeptanz eines Urteils schon Respekt abnötigt, was machen dann die anderen, wirklich bemerkenswerten kleinen und großen Taten in dieser Republik mit den Gefühlswallungen unserer Regierungschefin?
Beim Thema Respekt fielen uns vor Uli Hoeneß, der nur wenige Tage vor dem eigentlichen Prozessbeginn zehntausende Bankdokumente nachreichte, zum Teil ungeordnet, und sein Versteck-Spielchen somit bis zum Schluss spielte, dann doch erst mal hunderttausend andere ein, die Respekt verdient hätten.
Jene Otto-Normal-Verdiener etwa, die alljährlich immer brav ihre Steuern zahlen, ohne Konten in der Schweiz, in der Karibik oder anderswo. Jene, die aus weniger Mitteln (ihren eigenen bescheidenen Mitteln) für karitative Zwecke spenden – ohne sich dabei wie Hoeneß gern als Retter der Enterbten zu gerieren. Und nicht zuletzt all jene, die solche Millionen-Summen, die der Bayer gezielt am Fiskus vorbei schleuste, niemals zu Gesicht bekommen werden und dennoch einigermaßen über die Runden kommen – mehr als ein Viertel der Deutschen besitzt erst gar kein Vermögen. Diese kleinen und großen Heldentaten nötigen UNS riesenhaften Respekt ab. Aber wir sind ja auch nicht Kanzlerin.
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