„Man sieht richtig vor sich, wie den Beamten im Bundespräsidialamt jetzt die Hosen schlottern.“
Ja, ja, sich über die stets kalkulierte Provokation der Spiegel-Online-Kolumnisten zu mokieren, ist eigentlich nahe an der völligen Zeitverschwendung. Aber es lugt beim Fleischhauer, Jan, halt doch immer wieder diese ganz besonders bornierte Selbstbeweihräucherung des etablierten Journalisten hervor, dass man es schwerlich lassen kann. Also los: Mit obigem Zitat meint Fleischhauer, ironisch beschreiben zu können, was es Bundespräsident Joachim Gauck bedeuten wird, dass seine Äußerungen zur Sexismus-Debatte im aktuellen SPIEGEL nicht allen gefallen. Einmal abgesehen davon, dass Fleischhauer im weiteren Text eine Kritik nicht am Inhalt, sondern an der (vermeintlichen) Masse und Repräsentanz der Vorbringenden misst, was – zumal für einen sich selbst als Konservativen Bezeichnenden – intellektuell etwas dürr ist: Sein Zitat lässt sich auch auf fast jeden Journalisten-Kommentar kleben. Harsche Kritik in der FAZ am US-Präsidenten? Na, da wird es Herrn Obama aber durch das Weiße Haus schütteln! Die SZ hat etwas an am Treiben des Herrn Putin auszusetzen? Was werden sich dem die Augen vor Angst weiten! Und hierzulande ist es nicht anders: Schlottern Frau Merkel gerade die Hosenanzugbeine, weil die CDU eine Kehrtwende in Sachen gleichgeschlechtlicher Ehe hingelegt hat, und die Medien das überwiegend für gestrig halten? Sah auf den jüngsten Fernsehbildern von ihr nicht so aus. Aber vor Wucht und Macht und Großartigkeit des SPIEGELS zittern in der Welt von Jan Fleischhauer natürlich alle! Man mag gar nicht erst anfangen, darüber nachzudenken, wie sich der Fleischhauer Sinn und Zweck einer demokratischen Öffentlichkeit wohl vorstellt.
Man mag es vor allem deshalb nicht, weil Fleischhauer die Surfer auf der „Empörungswelle“ im Internet auch gleich noch als „Vertreter der neuen Weltordnung“ lächerlich macht. Nicht mal mehr wie früher „Welthunger oder Atomtod“ brauchten sie für ihre große Sorge. Es reizt freilich die Frage: Welches Magazin hat sich kürzlich noch mal mit einer pseudo-investigativen Story über den Konkurrenten BILD blamiert? Wie hieß noch gleich der Schreiber, der die Unterhosen, äh, Krawatten und Familiengeschichten von Altkanzler Kohl so spannend fand, dass er daraus für ein früher als Polit-Magazin gescholtenes Blatt einen bräsig-langen Titel fabrizierte? Was schlotterten damals die Hosen. Vor Lachen. Im Internet. Sogar im eigenen Haus.