Irgendwann muss doch mal gut sein. Mit diesen Worten tadelt eine Mama ihren Sprössling, wenn der nach ohnehin endlosen Süßigkeitenexzessen nun auch noch den dritten Lolli einfordert. Oder wenn der Nachwuchs ohnehin schon zu lange Fernsehen geguckt hat und jetzt partout weiter vor der Glotze abhängen will. Irgendwann muss doch mal gut sein, du kleiner Racker.
Mit diesen seltsam unpassenden Worten kommentierte Innenminister de Maiziere in einem Interview nun den zweiten mutmaßlichen US-Spionagefall in Deutschland. Die Frage ist nur: Was soll eigentlich „gut“ sein?
Die offenbar systematisch angelegte Spionage eines Bündnispartners? Die Ausweisung des CIA-Leiters (immerhin ein Zeichen dafür, dass die Bundesregierung doch noch nicht ganz eingennickt und willens ist, die staatliche Souveränität Deutschlands wenigstens symbolhaft zu verteidigen). Oder gar die kritischen Fragen von Journalisten zu den Späh- und Spionageaktivitäten der lieben Amerikaner?
Die bezeichnet de Maiziere übrigens weiter als allerbeste Verbündete. Ganz so wie sein Vorgänger Friedrich, der auch nicht müde wurde, die US-Regierung als „unsere amerikanischen Freunde“ zu betitelen – trotz des millionenfachen NSA-Datenklaus, den sie hierzulande begehen. Und da gehört ein klein bisschen Spionage natürlich selbstverständlich mit zum Geschäft.
Alles in allem ist das Vorgehen der US-Stellen denn auch eine gute Sache: Wer solche Freunde hat, braucht sich um seine Feinde jedenfalls keine Gedanken mehr zu machen. Ohnehin scheint die Bundesregierung im kollektiven geistigen Nirwan versunken. Statt klarer Worte Sprachverirrungen zuhauf: Finanzminister Wolfgang Schäuble, sonst gerne auch für heftigste Verbalattacken bekannt, säuselt davon, dass die USA und ihre Geheimdienste „so was von blöd“ seien. Weil sie Informationen nur bei drittklassigen Referenten abgreifen? Und was ist mit den anderen Spionen, die fröhlich Dokumente über den großen Teich beamen, die allesamt noch gar nicht aufgeflogen sind? Politik ist manchmal wirklich so was von blöd.
