MAULHELD: Christian Lindner

Politblog debattiersalon | Maulhelden | Logo: Katharina Greve © 2013„Wir sind keine Kapitalisten.”

Kein Zitat der Linken, sondern, man höre und staune, des designierten FDP-Parteichefs Christian Lindner. Stimmt ja, die Liberalen gibt´s ja auch noch. Sind ein wenig in Vergessenheit geraten, in den Nachrichtensendungen und Talkshows sind sie derzeit nicht existent. Da merkt man erst mal, dass man die Partei in dieser Verfassthheit tatsächlich nicht braucht. Und da dachte sich der neue liberale Hoffnungsträger, so einen kleiner Imagewandel könne ja wohl nicht schaden.

Und flugs wird das einstige Geist der Partei für null und nichtig erklärt. So einfach geht das. Wenn man merkt, dass die ganze Chose, die man jahrelang verbreitet hat, nicht mehr ankommt, schwört man einfach ab von den einstigen Idealen.

Ein wenig seltsam mutet der Ausspruch Lindners schon an. Denn waren es nicht die Liberalen, die den anderen Parteien mit Häme und Spott gefühlsduselige Sozialromantiik und Schädigung der deutschen Wirtschaft unterstellten, wenn sie an die Schwächeren in der Gesellschaft erinnerten? Die FDP selber stellte sich lieber in den Dienst von Hoteliers, Ärzten und anderen Lobbygruppen, die Gesellschaft wurde apodiktisch in Leistungsträger und Looser eingeteilt.

Immerhin hat Lindner erkannt, dass die damit einhergehenden Assoziationen schaden, vom Gesellschaftsbild der Wolfsgemeinschaft spricht er, vom kalten Erscheinungsbild seiner Partei. Doch hat er den Kern des Problems wirklich erkannt? Wie passt denn dazu der Ausspruch, dass “der Eindruck” der Kälte und mangelnden Sensibilität allerdings nicht mit den Positionen der FDP verbunden sei. Ja womit denn bitte sonst? Mit dem schlechten Hautbild von Westerwelle? Mit der Mickey-Mouse-ähnlichen Stimme von Rösler? Oder mit den heißen Avancen des Bargängers Brüderle? “Unsere liberale Idee ist nicht gegen sozial Schwächere gerichtet”, sagt Lindner. Und doch: Genau das war sie bislang.

Sicherlich waren nicht alle Positionen so dummdreist wie die vom ehemaligen Parteichef Westerwelle, der in der Debatte um Hartz-IV an die “spätrömische Dekadenz” erinnerte, ein bis dato unerreichter Zynismus.
Darüber hinau war vor allem die programmatische Verengung der Partei auf ein Hauptthema (Steuersenkung) und einen drohenden Nebenton (Leistung muss sich lohnen), die die FDP ins existenzielle Nichts beförderte.

Wenn Lindner also die Problem der Partei nicht an ihren Inhalten, sondern nur am “Eindruck” und den bisherigen Protagonisten festmacht, liegt er falsch. Und man darf gespannt sein, was kommen soll und wie lange die Geißelung des bösen Kapitalismus unter diesen Vorzeichen anhalten wird. Möglicherweise werden die Liberalen ihre heeren kapitalistischen Ziele dann bald wieder entdecken. Wenn sie meinen, dass sich der Wind wieder gedreht hat.

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