Hurra, hurra! Alice, die Talkshow-Düse ist weg

Von Marion Kraske

Schaut man einmal im Duden unter dem Begriff „Rufmord“ nach, findet man diese Formulierung: „Böswillige Schädigung des Rufes“. Alice Schwarzer wirft nun den bösen bösen Medien genau diese Schädigung ihrer Reputation vor. Weil sie, allen voran der Spiegel, über ihre vor Jahrzehnten klandestin ins Ausland verbrachten Millionen berichteten.

Nun verwundert es schon, dass Alice Schwarzer, des Wortes normalerweise doch so mächtig, hier ein besonders fetter Lapsus passiert ist. Denn worin eigentlich soll die böswillige Schädigung bestehen? Darin etwa, dass die mediale Öffentlichkeit über ein Faktum berichtet?

Der von Alice Schwarzer im Sinne einer Vorwärtsverteidigung in den Raum gestellte Rufmord ist denn auch keiner, zumindest kein von den Medien betriebener. Vielmehr war es die Dampfdüse des deutschen Talks höchstselbst, die in jüngster Zeit ihren Ruf arg strapezierte, gar torpedierte. Die Wunderwaffe des deutschen Feminismus schabt und kratzt und nagt am eigenen Sockel, an den positiven Errungenschaften ihres Schaffens: Die Sensibilisierung für das Thema Gleichberechtigung, die fortgesetzte Verteidigung und Erkämpfung von Frauen-Rechten. Kein Wunder, dass die Moraltante, als die sie sich selber immer gerne gerierte, zuletzt nur noch wie eine Karikatur ihrer selbst wirkte.

Sie, ausgerechnet sie, konnte den Verlockungen des angeblich ja so bösen Boulevards nicht widerstehen und griff für die BILD zur Feder – eine publizistische Peinheimernummer sondergleichen. Schließlich war Schwarzer es, die das hundsgemeine Tittenblatt zuvor wegen seiner Frauenverachtung immer wieder attackiert hatte. Genau so dummdreist wie sie in diesem Falle die Seiten wechselte, attackierte sie Muslima, die Kopftuch tragen und unterstellte ihnen ressentimentgeschwängert niedere politische Ziele. Womit sie nachdrücklich unter Beweis stellte, dass eine angegraute Intellektuelle, wenn es ihr ideologisch in den Kram passt, auch Stammtischniveau beherrscht. Alice Schwarzer und die Doppelmoral.

Krude bis verstörend schließlich, wie sie sich im Prozess gegen Wettermann Kachelmann zunächst als Oberanklägerin aufspielte, um am Ende, vom eigenen Geltungsdrang getrieben, nicht einmal den Freispruch des Angeklagten zu akzeptieren. Undschuldsvermutung – Alice Schwarzer kommt bei anderen gern ohne aus. Rufmord also. Was wenn nicht ihn hat sie im Falle Kachelmann betrieben, indem sie wutschnaubend die Schuld-These verfolgte und sich daran festbiss wie ein blindwütiger Terrier?

Eben diesen blindwütigen Eifer durfte sie eine gefühlte Ewigkeit in den diversen Quasselformationen im deutschen Fernsehen immer wieder aufs Neue präsentieren – als vermeintlich einzige Verteterin des deutschen Feminismus. Wann immer sich die immer gleichen Runden über die immer gleichen Themen ausließen – Alice Schwarzer war sicher mit von der Partie. Warum den lieben Kollegen der diversen TV-Formate über Jahrzehnte immer nur diese eine Dampfplaudertüte einfiel, wenn es darum ging, die Gästelisten zu füllen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.

Damit dürfte nun aber Schluss ein, dafür ist das Schwarzersche Ich-bin-ein-Opfer-der-Medien-Geheule zu selbstzerstörerisch, zu rufmordend. Zu unerträglich. Unerträglicher noch als als ihre Dauerpräsenz im quälend öden Talkuniversum es bislang war. Nun ist sie weg, als deutsche Moralkeule endlich vom deutschen Bildschirm gefegt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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