“Griechenlands Probleme kennen wir aus Afrika”

Interview mit Thomas Straubhaar, Präsident des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes (HWWI).
Von Marion Kraske für Cicero online

Griechenland und kein Ende. Ein Hilfspaket jagt das nächste. Erst 110 Milliarden, nun werden nochmals 130 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Vorausgesetzt, einige nationale Parlamente stimmen zu: Reichen die Maßnahmen aus, um das Land vor einer Pleite zu bewahren?
Es reicht kurzfristig, um einen formellen Staatsbankrott zu verhindern. Dennoch ist es unstrittig, dass alle Voraussagen, die dem Hilfspaket zugrunde liegen, mit einem Zeithorizont bis 2020 zwangsläufig unsicher bleiben müssen.

Das Ganze steht also auf wackligen Beinen?
Das Hilfspaket basiert auf dem heutigen Kenntnisstand. Es ist jedoch unseriös und unwissenschaftlich zugleich, über eine so lange Periode bis aufs Komma genau vorauszusagen, wie sich die griechischen Staatshaushalte entwickeln werden. Das könnten wir nicht einmal für ein so gut verwaltetes Land wie Deutschland, weder bei den Steuereinnahmen noch bei der Entwicklung der Staatsausgaben. Wie soll das also bei einem Land wie Griechenland funktionieren?

Augenwischerei also?
Ja! Tatsächlich operiert man mit Luftbuchungen: Erwartete Zuflüsse von Privatisierungen und Steuereinnahmen, erwartete Senkungen der Staatsausgaben. Nicht mal die Einzelposten sind mit einer einigermaßen akzeptablen Präzision prognostizierbar. Derartige Zahlen als in Stein gemeißelt zu präsentieren, ist ökonomisch nicht machbar und politisch unredlich. Für die politische Vertrauensbildung ist das nicht eben förderlich…[mehr]

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