Empörung

Von Marion Kraske

Ja, es klingt in meinen Ohren. Kein bombastisches Wort, es ist ein kleines, bescheidenes. Es hallt nach, es suggeriert ein „mehr davon“. Erhaben mutet es an, einem Versprechen gleich. Das kleine Wort ist für mich schon jetzt das Wort des Jahres. Schon jetzt hat es das Weltgeschehen geprägt, 2011 ist für mich, keine Frage, das Jahr der E-M-P-Ö-R-U-N-G.

Sicher, Empörung, meinen Sie, die gab es schon immer. Die Empörung der Oberschichtsvertreterin, die sich mit spitzem Mund darüber echauffiert, dass man ihr, trotz PS-protzendem SUV, den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt hat, einfach so. Oder die des wutseligen Kleingartenspießers, dem es das Herz zusammenschnürt, da ihm wahlweise Sozialhilfeempfänger oder Asywerber (wer sonst) den eigenen bescheidenen Wohlstand aufzehren. Es ist schon so: Lange Zeit war das beschauliche Wörtchen negativ besetzt, es klang nach Sattheit, nach Problemfreiheit, nach feistem Überdruss.

Stéphane Hessel, Jahrgang 1917, und das ist sein größtes Verdienst, hat diesem Wort des Überdrusses neuerlich Leben eingehaucht. Mit seiner Streitschrift „Empört euch!“ (Ullstein Verlag, 2011) hat er ihm eine längst verlorengegangene, ja beflügelnde Bedeutung zurückverliehen. Weg von der Sattheitsempörung hin zur politisch motivierten Bürgerempörung.
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Eine Antwort auf Empörung

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