CDU, SPD und der Koalitionszirkus | #btw13

Von Marion Kraske

War da nicht was? War nicht vor zwei Monaten Bundestagswahl? Sind wir nicht am 22. September mit unseren Wahlzetteln und Kindern in die Wahlurne gegangen und habe dem Nachwuchs angesichts der zu machenden Kreuzchen bedeutungsschwer erklärt, warum es so unglaublich wichtig ist, wählen zu gehen? Dass es ohne nicht geht, weil man dringend eine Regierung braucht, die die Dinge im Lande regelt? Dass Wahlen eine große Errungenschaft sind, weil es nicht selbstverständlich ist, dass das Volk die Geschicke im Land mit bestimmen kann?

Acht Wochen später steht Deutschland noch immer ohne Regierung da. Und es beschleicht einen die bittere Ahnung, dass die eben noch verbreitete aufklärerische Euphorie eher lächerlich war.

Weil die politisch Handelnden ihren Auftrag zur Farce verkommen lassen. Stundenlang haben sie da gesessen, in unterschiedlichsten Formationen, auch in dieser wahnwitzig anmutenden Runde von 75 Unterhändlern, haben einen Riesenzirkus veranstaltet – ohne, dass die wichtigsten Punkte auch nur im Ansatz geklärt worden wären. Mindestlohn, doppelte Staatsangehörigkeit, Maut. Ganz zu schweigen von den Finanzfragen. Das einzige was nach dem ganzen Bohei fest zu stehen scheint ist, dass der bayerische Wadenbeißer Dobrindt wohl einen Ministerposten erhält. Was für eine Ausbeute!

Mutti Merkels Kaffekränzchen tagten und tagten, ohne, dass sich die Koalitionäre in spe auf eine gemeinsame Basis einigen konnten. Jetzt soll eine 15-köpfge Spitzenformation übernehmen, und wenn dann nichts mehr geht, soll in 6-Augengesprächen weiter geredet, austariert, dikutiert, festgezurrt werden – dann aber wirklich!

Derweil macht es den irren Anschein, als habe sich gar nichts aber auch rein gar nichts geändert: Da reist Guido Westerwelle in seiner Funktion als Außenminister neuerlich nach Afghanistan, da fabuliert der bislang wohl ahnungsloseste Innenminister aller Zeiten weiter in aller Öffentlichkeit, dass das Handy der Kanzlerin ANGEBLICH abgehört wurde, da sondert Angela Merkel im Bundestag die üblichen Sprechblasen ab oder übt sich – wie im Falle der NSA-Debatte – in ihrer Lieblingsdisziplin, dem taktisch-betretenem Schweigen.

Alles also beim Alten in good old Deutschland. Bald ist der 1. Advent, irgendwann kommt dann der Weihnachtsmann. Schnee, Geschenke. Der Nachwuchs wird abgelenkt sein, und das ist gut so. Denn das mit den Wahlen und der Regierung und der großen Errungenschaft ist eine wunderbare Sache, aber ähnlich wie beim Weihnachtsmann müssen wunderbare Sachen nicht immer unbedingt real sein. War ja auch nicht so wichtig.

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