BILD und der Russe: Post an Wagner!

Post von Wagner, BILD-Zeitung

Lieber Franz-Josef Wagner,

Morgen um Morgen druckt die Bild-Zeitung auf Seite 2 einen Ihrer komischen Briefe an Gott, den Papst oder die Welt ab, die sich lesen, als würde im Café Einstein schon zum Frühstück kübelweise Rotwein serviert. Als etwa der adlige Plagiator namens von und zu Guttenberg als solcher überführt wurde, empfahlen Sie einfach mal: „Scheiß auf den Doktor.“ Und das Erstaunlichste daran: Für Ihre fortgesetzten geistigen Ausdünstungen werden Sie augenscheinlich auch noch honoriert. Das ist toll, denn es macht allen Mut, die einfach mal raus lassen, was ihnen so hoch kommt. Jetzt haben Sie im Angesicht der Krim-Krise ein neues Brieflein verfasst, das mit den völkerverständigenden Worten beginnt: „Lieber Russe…“.

Es ist schön zu lesen, dass Sie so was wie eine historische Erinnerung haben, an der Sie uns teilhaben lassen. Sie erinnern uns daran, dass DER Russe ja nicht per se böse ist, weil er ja Dichter wie den Dostojewski hat und außerdem die Eremitage und das Bolschoi-Theater. DER BILD-Mann hat schließlich Kultur. Und ist dennoch ein Mensch wie du und ich, der mit dem Wahnsinn in der Welt klar kommen muss und seinen für grenzdebil gehaltenen Lesern dieselbige erklärt wie einem begriffsstutzigen Kleinkind.

Ja, Kultur hat er, DER BILD-Mann, auch wenn er im Vergleich zu DEM Russen ein wenig, nun ja, bodenständiger rüberkommt. Wo DER Russe museale Büsten hat, hat DIE BILD nur Brüste, gewürzt mit spritzigen Superlativen, Alliterationen (manchmal), Geifer und Zynismus (fast immer). Vor DEM Russen brauchen wir keine Angst zu haben, versichern Sie uns. Gott sei Dank! Und Ihnen, lieber Franz-Josef Wagner. Zum Fürchten ist allein die Vorstellung, dass Sie schon wieder an einem neuen Briefchen schreiben.

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