Batman: Der kleine Popcorn-Faschismus

Von Jennifer Stange

Derzeit ist Batman in Christopher Nolans (Regie) „The Dark Knight Rises“ zurück auf der Leinwand. Dieses Mal kämpft Batman mit der Polizei im Rücken gegen den Aufstand der Bewohner von Gotham. Die Analogien zur Finanzkrise, zu den Protesten der Occupy-Bewegung und den Ausschreitungen in London sind kaum zu übersehen. Die Furcht vor sozialen Aufständen, die Angst vor dem Versagen der Eliten, vor dem Systemsturz gibt dem Bösen in „The Dark Knight Rises“ seinen Namen. Es kann nur schlimmer werden, lautet die restaurative Botschaft und deshalb kämpft Batman – selbstverständlich erfolgreich – für den schlechten Status Quo.

Dabei hatte Bruce Wayne (Christian Bale) keine Lust mehr auf das Batmankostüm. Am Liebeskummer zerbrochen lebt der Millionär zurückgezogen auf seinem Schloss, er vernachlässigt sein Äußeres, vernachlässigt seine Geschäfte und damit seine gesellschaftliche Verantwortung. Die Wayne-Foundation kann die Unterstützung für Waisenhäuser nicht mehr aufbringen, ein Waisenjunge stirbt in der Kanalisation. Jetzt will Bruce Wayne nicht länger tatenlos zusehen. Frisch rasiert schaut er in der Firma nach dem Rechten, beiläufig wird ihm das neueste Fahrzeug zur Bekämpfung städtischer Aufstände vorgestellt. Man fragt sich noch, was diese seltsame Geschmacklosigkeit soll, da nimmt das Böse schon Anlauf.
Bane (Tom Hardy), der fiese Stiernacken mit einer abstoßenden Gesichtsmaske überfällt die Börse. Die Polizei steht draußen und ist machtlos, denn der Mann ist hochgradig gewalttätig und hat eine Menge Geiseln. Ein Börsianer, der natürlich nur ans Geld denkt, will die Polizei überreden zu stürmen, wird aber von Polizisten links liegen gelassen. Eine Serie plötzlicher, mysteriöser Investitionen in Bruce Wynes Namen stürzen seine Firma in den Bankrott. Alle Projekte und Errungenschaften der Wayne Foundation geraten so in die falschen Hände, auch das Kernenergie-Projekt, das nach Bruce Waynes Willen später einmal Gotham mit kostenloser, sauberer Energie versorgen sollte.

Aus den nuklearen Brennstoffen wird eine Zeitbombe, die, so oder so, das Schicksal des kommenden Aufstands besiegelt (– wäre da nicht Batman, versteht sich). Bane startet den Countdown in dem Moment, als er im Footballstadion das korrupte System stürzt und die Anarchie ausruft: „Nehmt euch eure Stadt zurück, nehmt, was euch gehört!“
Bis hierher hat man genug altväterliche Ansprachen des sympathischen Butlers Alfred Pennyworth an Master Wayne über das wohl temperierte Zusammenspiel von Erfolg, Macht und Verantwortung gehört, um zu verstehen, dass Bane nicht recht haben kann. Klar, es gibt Ungerechtigkeiten in Gotham, dieser Junge in der Kanalisation, eine hübsche und auch smarte Diebin, die es eigentlich nicht nötig haben sollte, bei Reichen zu stehlen. Durch Nebenhandlungen erfahren wir auch von Problemen, die Lügen, Verrat und Vertrauensverlust mit sich bringen, deren Ursachen aber in den furchtsamen und kargen Individuen selbst zu suchen sind. Hätte Polizei-Kommissar Jim Gordon (Gary Oldman) seine Schuld an Harvey Dents Tod (siehe Batman The Dark Knight 2008) zugegeben, hätte Bane nicht die Möglichkeit gehabt, diese Lüge aufzudecken und damit die Massen weiter aufzuhetzen.

Wenn man glaubt, die Menschen seien schlecht, furchtsam und aggressiv und dass diese anthropologische Konstante herrschen wird, sobald die polizeiliche Ordnung aufgelöst ist, dann muss es so sein wie in „The Dark Knight Rises“. Dann werden die Menschen nichts Besseres zu tun haben, als sich gegenseitig umzubringen und auszurauben. In Anlehnung an das Bild des jakobinischen Terrors, errichten die Menschen bei Nolan automatisch Standgerichte, die die Reichen unter dem Beifall der Massen zum Tode verurteilen oder über das Eis hinaus ins „Exil“ schicken, was dem Tod gleichkommt. Nur eine Handvoll Polizisten, die nicht in Banes Hinterhalt geraten und in der Kanalisation eingeschlossen sind, versuchen noch vernünftigerweise die Atombombe zu entschärfen. Man soll froh sein, als die anderen Polizisten schließlich befreit werden und in einer Straßenschlacht den Mob besiegen, während es Batman gelingt, den Aufwiegler Bane unschädlich zu machen und die Atombombe im Meer zu versenken.

Der Protest, die Revolution und die Volksherrschaft sind bei Nolan von Anfang an diskreditiert und bleiben es. Das macht diesen Film selbst im Vergleich zum restlichen Angebot des Superheldengenres, wo der Mensch ohne die übermenschlichen Kräfte eines Superhelden niemals das Böse besiegen und sowieso untergehen müsste, zutiefst antidemokratisch.

Gleichzeitig ist diese Denkweise fatal. Denn wenn alle Menschen glauben, dem Menschen ist nicht zu trauen und von Vernunft und Moral würde nichts übrig bleiben, sobald die gegebene Ordnung nicht durch Gewalt aufrecht erhalten wird, dann hat die Angst, die aus Christopher Nolans Film spricht, das Potenzial einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

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2 Antworten auf Batman: Der kleine Popcorn-Faschismus

  1. Mike sagt:

    1) Es ist ein Superhelden Genre Film. Ein Held mit Superkräften, der als einziger die Kraft und Mittel hat sich gegen das Böse zu stellen, was sollte dort demokratisch sein? Sollte einem schon Jahre bevor man den Film sieht bewusst sein.
    2) Occupy gab es zur Zeit der Erstellung des Drehbuches noch gar nicht, hätte man mal nachschauen können.

    AUßerdem sollte man sich tunlichst hüten seine eigenen politischen Überzeugungen auf Filme zu projezieren und für eine einseitige politische Ausrichtung für Film sein. 99% aller filme sind klar links, da gibts eben auch ein 1% das nicht klar links ist, damit muss man klar kommen, außer man ist gegen Meinungspluralität.

  2. hansemann sagt:

    ..99% aller filme sind klar links..
    har har har!
    Schöne Zusammenfassung der altermedia | PI | Junge Freiheit -Weltsicht!