AUFGESPIESST: Der Despot und die Würde

Toll, so einfach ist das in der Diktatur: Ergebnisse von Urnengängen stehen einfach mal schon vorher fest. Da braucht man nicht lange auszählen, das Wahlvolk nicht lange warten, da kommt man gleich zum anvisierten Wunschergebnis, das der Despot sich irgendwann, in geselliger Runde mit seinen Liebsten, bei Kaffee und Kuchen ersonnen hat.
Und das Beste: Man ziert sich gar nicht erst, das in aller Öffentlichkeit auch zuzugeben. Da waren die Wahllokale noch nicht geschlossen, als die Leiterin der weißrussischen Wahlkommission auf die Frage, ob denn auch Vertreter der Opposition im neu gewählten Parlament sitzen würden, lapidar antwortete: Das sei „zweifelhaft“. Das künftige weißrussische Abgeordnetenhaus also: Eine ausnahmslos Beifall klatschende Masse, die dem Mann mit dem Schnauz auch in den nächsten Jahren untertänigst das Regieren vereinfachen wird. Aleksander Lukaschenko kann zufrieden sein.

Despoten wie er wären keine Despoten, wenn sie nicht die Chuzpe hätten, die Zweifelhaftigkeit ihres Tyrannen-Reiches zu einem demokratischen Vorzeigemodell umzudeuten. In der weißrussischen Opposition, die das Land gelegentlich daran erinnert, dass es noch so etwas wie einen anderen Willen als den oktroierten gibt, sieht Lukaschenko „Feiglinge“, die dem Land nichts zu sagen hätten. Feiglinge, die er höchstpersönlich schon mal zusammenknüppeln lässt, nur weil sie seine Diktatur nicht ganz so wunderbar finden wie er selbst.
Einfach nur gelungen findet der Meister denn auch seinen zweifelsfrei professionell durchgeführten Schein-Urnengang. Der Westen könne sein Land um seine „langweilige Wahl“ beneiden, schwadronierte er und lud lernwillige West-Vertreter ein, gen Osten zu reisen, um bei ihm „zu lernen, wie man Wahlen abhält: ehrlich und würdig”. Und ganz ohne störende Opposition. Es könnte alles so einfach sein.

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