AUFGESPIESST: Welke for president

debattiersalon | Aufgespiesst | Logo: Katharina Greve © 2013Eigentlich ist das ZDF-Programm schwer bis gar nicht zu ertragen: Schwülstige Liebesschnulzen a la Rosamunde Pilcher, sogenannte TV-Dramen, bei denen – wie jüngst bei der angeblichen Hommage an die Ordensfrau Isa Vermehren – die realen Bezüge so verbogen werden, dass sie in die allseits beliebte Kitschsoße passen. Schnulz und Sülz so weit das Auge blicken kann.

Aus diesem Minus-IQ-Brei sticht jeden Freitag die heute-Show hervor. Diesmal mit einer bahnbrechenden Sendung: Moderator Welke und sein Team nahmen sich ein Thema der besonderen Art vor: „50 Jahre kackendreiste Politiker-Einmischung beim ZDF“. Auch wenn die kackengelungene Satire von der Realität in Gänze abgedeckt wird, so zeigte das heute-Team doch, wie pointiert es im deutschen Fernsehen zugehen kann.

Oliver Welke und seine Mannschaft höhnte und hähmte über das, was gelebter Alltag ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Über die Einflussnahmen der Polit-Hanseln, allen voran Roland Koch, dem der aufrechte und integre (Ex-)Chefredakteur Nikolaus Brender ein Dorn im Auge war, über Programmbeeinflussungen, über das Verschwinden nicht ausreichend untertäniger Redakteure (Kronzucker). „Woanders sind Politik und Journalismus klar getrennt, hier sind wir eine große Familie“, ätzte Welke-Partnerin Birte Schneider. Praktisch: Die Politiker müssten noch nicht einmal anrufen, sie säßen ja bereits mit im Sender.

Während bei der ARD angebliche Journalistengrößen wie Jauch und Co. allwöchentlich den seriösen Polittalk ins Belanglose dampfplaudern, legt Welke mit seinem Format den Finger unerschrocken in die Wunden. Nordkoreas Kamikaze-Führung, FDP-Krise, hirn- und sinnloses Politikergeschwurbel – nichts, was das heute-Team nicht der selbst gezimmerten Lächerlichkeit der Akteure preis gibt. Mitunter spaßig, mitunter einzigartig! Satire schafft so streckenweise mehr als der hochdotierte ARD-Plauder-Journalismus. Großartig, auch für den Sender, wenn er in dieser Größe (und künstlerischer Freiheit der Redaktion) auch sein anderes Programm ausgestalten würde. Oder gerät nach dieser thematisch mutigen Sendung auf Wunsch diverser Polit-Einflüsterer etwa auch die heute-Show unter Beschuss?

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