AUFGESPIESST: Söder for Armleuchter

Wer wissen will, warum sich hierzulande immer mehr Parteienverdrossenheit Bahn bricht, muss sich sonntags nur mal den Talk von Günther Jauch ansehen. Nicht, dass da in den letzten Monaten Elementares diskutiert worden wäre – seit dem erzwungenen Weggang von Anne Will ist die Debattierrunde zu einer weichgespülten Pennälerveranstaltung verkommen. Und doch gab es am Sonntag Erhellendes – vor allem durch das, was nicht gesagt wurde.
Thema: Die Eurorettung vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Da blieben die Bundestagsabgeordneten in einem Einspieler auffallend stumm, die nach der Abstimmung vor rund einem Jahr über den ersten Euro-Rettungsschirm gefragt wurden, was sie denn soeben beschlossen hätten. Galoppierende Ahnungslosigkeit. Doch warum sollte es den armen Parlamentariern anders gehen als dem gebeutelten Otto-Normal-Bürger, dem vor lauter Rettungsschirmen und Krisengipfeln inzwischen grelltönend die Ohren klingeln? Selbst der ehemalige Volkswirt der Europäischen Zentralbank, Otmar Issing, gestand bei Jauch, dass auch er (!) nicht mehr alles verstehe. Willkommen an Bord der Ahnungslosen!
Und dann war da noch der unvermeidliche Herr Söder. Ganz richtig, den gibt es noch. Jener CSU-ler, der aufgrund der Vielzahl von Patzern und Peinlichkeiten
in jeder ernstzunehmenden Partei inzwischen Klinkenwienern dürfte – in der CSU erklimmt er ein Karrierestüfchen nach dem nächsten. Auch das liefert – neben dem Nichtgesagten – durchaus Erhellendes. Außer dem populismusgeschwängerten Stammtisch-Einerlei von den deutschen Steuer-Geldern, die durch die fortgesetzte Euro-Rettung verblasen würden, hatte Herr Söder, inzwischen bayerischer Finanzminister, nichts zu bieten, memmenhaft mimte er den Beleidigten, als Moderator Jauch Stern-Kommentator Jörges einmal das Wort erteilte.
Dabei ist es doch eigentlich er, der gerne auf hemdsärmelige Ellenbogenmentalität setzt: Erst vor wenigen Tagen unterbot er seinen eigenen Peinlichkeitsrichtwert und forderte, Griechenland solle bis Jahresende aus dem Euro ausscheiden. An Athen müsse ein “Exempel” statuiert werden – die Euro-Zone endlich beweisen, dass sie auch Zähne zeigen könne. Populistisches Gebrüll, darauf versteht er sich, der Herr Söder, vor allem im Angesicht der anstehenden Landtagswahl im Bayern-Ländle. Differenzierte Meinungen, gar politische Lösungsansätze? Nicht bei Söder.
Ikea jedenfalls hat verstanden und wartet in seinem neuesten Katalog mit einem Produkt der ganz eigenen Art auf: Dem Armleuchter “Söder”, ausgestattet mit Energieeffizienzklasse C. Ein sparsames Produkt also, der Söder, so oder so. Nur Söder selber glaubt mit dieser niedrigschwelligen Ausstattung in noch ganz andere Sphären vordringen zu können: Im Ikea-Katalog, gab er stolz zu Protokoll, gebe es einen Chefsessel “Markus”. Noch Fragen?

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