AUFGESPIESST: Schlechte Zeiten für böse Onkels

Von Michael Kraske

debattiersalon | Aufgespiesst | Logo: Katharina Greve © 2013Man wundert sich ja schon gar nicht mehr. Da geht Sachsen (in solchen Fällen muss man das gar nicht mehr dazu sagen – ist immer Sachsen) einmal mehr mutig voran. Quasi als nationale Speerspitze gegen alles Fremde. Und was ist der Dank? Die gesamte linksgrünversiffte Lügenpressenrepublik klatscht nicht nur keinen Applaus, sondern wirft den Tapfersten unter den Tapferen auch noch Rassismus und Selbstjustiz vor. Also, in Arnsdorf misshandeln die Männer einer Bürgerwehr einen offenbar psychisch kranken Asylbewerber. Sie packen ihn, zerren ihn gewaltsam aus einem Laden, wo dieser zuvor Ärger machte, und fesseln ihn an einen Baum. Was denn sonst? Natürlich nimmt die Polizei später ihre Personalien nicht auf. Und dass der Polizeipräsident diesen Akt von Selbstjustiz auch noch sinnvoll nennt, zeigt doch nur, wie gut in Sachsen Rechtsstaatlichkeit und Demokratie verstanden sind. Wie gut das hier läuft. Dass man sich hier von Fremden nicht auf der Nase rumtanzen lässt.

Für alle verständnislosen Lügenpressenfuzzis hat dann noch CDU-Politiker und Selbstjustizhilfssheriff Detlef Oelsner in der Jungen Freiheit erklärt, dass das gar kein Kidnapping war, sondern Zivilcourage. Jawoll. Asylbewerber mit Kabelbinder an einen Baum fesseln – dafür sollte man dem Detlef auf die Schulter klopfen. Findet der Detlef. Ja gut, dass er das ausgerechnet in der neurechten Jungen Freiheit findet, spricht irgendwie für sich, aber das wird man ja wohl noch sagen dürfen wann und wo und überhaupt.

Väter im Boateng-Trikot

Der sächsische Landtagspräsident Matthias Rößler, der in der langjährigen Wahlheimat des NSU schon mal gern von „nationalen Wallungen“ träumt, hat in dieser Zeit der brennenden Asylbewerberheime und angegriffener Flüchtlinge und eines an den Baum gefesselten Asylbewerbers eine bahnbrechend töfte Idee und fordert – bitte festhalten – Patriotismus und deutsche Leitkultur.

Ja, lieber Herr Rößler, das wird sicher helfen, wenn die dunkelhäutige Studentin demnächst in einer Leipziger Straßenbahn wieder von jungen deutschen Männern mit Affenlauten diffamiert wird. Wer braucht schon Respekt und Menschenwürde, wenn er am deutschen Wesen genesen kann. Dem Herrn Rößler geht das nationale Herz auf, wenn er jetzt wieder die vielen schwarzrotgoldenen Fähnlein flattern sieht. In der Tat, was kann es schöneres geben als kugelrunde Familienväter im, sagen wir einfach mal, Boateng-Trikot.

Jerome, Shokdran – zum Heulen!

Apropos Boateng. Begleitet werden diese Sommermärchen von einem alten Märchenonkel in erschütternden Karo-Sakkos, der seinen Rassismus feige hinter den „Leuten“ versteckt, die angeblich einen Boateng nicht als Nachbar haben wollen. Später rechtfertigt sich der Onkel, er kenne den Boateng ja gar nicht und habe schon gar nicht von dessen Hautfarbe gewusst und außerdem sei der ja prima integriert. (Boateng ist gebürtiger Berliner). Dummerweise hat dieser nahezu unbekannte Boateng der deutschen Mannschaft gerade so was von den Arsch gerettet und sich im spektakulären Abwehrflug unsterblich gemacht. Und jetzt lieben ihn die Deutschen auch noch dafür. Und wollen ihn sogar als Nachbarn. Dabei sollen die den doch gar nicht wollen. Ja, macht in dieser Bananenrepublik denn jeder, was er will?. Und als wäre das nicht schon Unglück genug, schießt auch noch irgend so ein Shokdran das einzige deutsche Tor. Was für ein nationaler Alptraum für den Märchenonkel.

Dabei sind die Nationalmannschaften doch gar keine echten Nationalmannschaften mehr. Ja, hört dem rumpelstilzenden Onkel überhaupt irgendjemand zu? War zwar nicht neu, was er da so zusammen faselte, wusste die NPD schon lange, aber keine Sau scheint das nach dem Sieg gegen Ukraine noch zu jucken. Und überhaupt will der Märchenonkel das Land doch so, wie er es von den Vätern und Großvätern vererbt bekommen hat. Klar, die hatten gerade ziemlich erfolgreich versucht, ein ganzes Volk zu vernichten und Europa in ein Massengrab verwandelt, aber was soll´s. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Der Rest träumt derweil vom EM-Titel. Mit Shokdran, Jerome und Mesut. Es ist derzeit nicht leicht, ein böser Onkel zu sein.

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