AUFGESPIESST: Pro Neger

debattiersalon | Aufgespiesst | Logo: Katharina Greve © 2013Ach, diese bösen Gutmenschen. Jetzt wollen sie uns auch noch die Negerlein aus unseren geliebten Kinderbüchern raus zensieren. Den Negerkönig aus Pippi Langstrumpf und all die anderen kleinen Negerlein aus den Klassikern unserer Kindheit. Da kann es doch nicht wundern, dass alle, die es für ganz natürlich halten, Neger zu sagen, sich seit Wochen wehren, im Feuilleton und am Abendbrottisch und wo immer es geht. Es geht schließlich um unsere Kultur und die Freiheit der Kunst und der Sprache und überhaupt. Und hat es uns denn geschadet, dass wir Menschen mit dunkler Haut Neger nannten? Dass wir „Neger, Neger“ riefen, wenn auf dem Spielplatz ein kleiner Negerkuss rumlief? Keiner dieser Freiheitskämpfer fragt sich, wie denn wohl das als Negerkind verunglimpfte Kind diesen schmutzigen, kleinen Alltagsrassismus empfunden hat. Ob es das lustig fand, das Lied von den zehn kleinen Negerlein zu hören, die nach und nach lustig abkratzen.

Kinderbücher sind keine Primärquellen, keine Heiligtümer für Sprachwissenschaftler, sie dienen dazu, Kinder zu unterhalten und sie in fantasievolle Welten zu entführen. Sie vermitteln Kindern unbewusst Werte: von Gemeinschaft und Freundschaft. Aber auch den Umgang mit Ängsten, Herausforderungen und Konflikten. Sie müssen nicht glatt geschliffen und harmlos sein, aber sie sollten nicht unbedacht und fahrlässig Vorurteile transportieren. Wie kann man seinen Kindern von den kleinen Negerlein vorlesen und ihnen im nächsten Moment verbieten, andere Kinder Neger zu nennen? Richtig, gar nicht. Diese Hirnverrenkung kriegen Kinder nicht hin. Und Erwachsene im Übrigen auch nicht. Und das müssen sie auch gar nicht. Weil der Südseekönig, der in neuen Pippi Langstrumpf-Ausgaben den Negerkönig ersetzt hat, der Pippi nichts, aber auch gar nichts von ihrem Charme nimmt.

Früher sagte man aber doch ganz selbstverständlich Neger. Das ist richtig. Weil sich früher keiner einen Kopf macht, ob Neger vielleicht purer, plumper, gedankenloser Rassismus ist. Rassismus war Mehrheitskultur. Weil früher pseudonaturwissenschaftliche Wirrköpfe so lange die Existenz von Rassen behaupteten, bis die Mehrheit der westlichen Gesellschaften diesen Blödsinn für ein Naturgesetz hielt. Weil früher niemand wusste, dass zwei beliebige Spanier in ihren Genen unterschiedlicher sein können als ein Massai und ein Spanier. Weil es früher noch gar nicht so lange her war, dass Neger Sklaven waren oder massenhaft erschlagen wurden wie beim deutschen Völkermord an den Herrero in Deutsch-Südwestafrika.

Mit der gleichen Inbrunst, mit der die Pro-Neger-Aktivisten für das widerliche Wörtchen „Neger“ streiten, müssten sie eigentlich auch dafür kämpfen, Mädchen als „Dirnen“ zu bezeichnen. Hat man ja auch gesagt in ihrer Kindheit. Jedem irrlichternden Armleuchter leuchtet jedoch ein, dass man Mädchen nicht mit einem Begriff bezeichnet, der heute Prostituierte bezeichnet. Sprache entwickelt sich also. Wertvorstellungen auch. Das wird bei allen antiquierten Begriffen akzeptiert, aber seinen Neger will man sich nicht nehmen lassen. Und schiebt für seinen Starrsinn perfiderweise auch noch die eigenen Kinder vor, denen man das gute, alte Kinderbuch unverfälscht vorlesen möchte. Sagen wir zu unehelichen Kindern auch weiter Bastard? Ach, tun wir nicht? Den kleinen Rassismus aus Kindheitstagen, den wollen wir uns aber nicht nehmen lassen.

Aber wenn wir einmal anfangen, dann nimmt die politisch korrekte Säuberungsaktion ja kein Ende. Dann werden wir bald nix mehr sagen dürfen. Dummerweise fällt den Neger-Fetischisten außer dem Zigeunerschnitzel kein einziger Begriff ein, der ähnlich problematisch wäre wie der „Neger“. Die Paranoia, jede Kritik als Zensur einer sich eingebildeten Gedankenpolizei wahrzunehmen, macht den unsinnigen Kulturkampf nicht seriöser. Früher war weder alles besser noch alles gut. Es gibt genug Literatur für Erwachsene, wo es nur so von Negern und Dirnen wimmelt. Da kann man sich das quellenkritisch freigeistige Gemüt wärmen. Seine Kinder braucht man mit dem Negerkönig nicht zu belästigen.

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Eine Antwort auf AUFGESPIESST: Pro Neger

  1. David Schick sagt:

    [-gelöscht-]

    wieviel Prozent haben nochmal die NPD, Wie viel Die Linke ?

    [-gelöscht-]

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