Deutschland lüftet durch. Die Bildzeitung hat die nackten Mädchen von der Seite 1 verbannt und Sat1 schmeißt Harald Schmidt raus. Der hat seit Jahren debil grinsend vorgemacht, wie man nacheinander diverse Sender ausplündern kann, indem man als alternde Karikatur seiner selbst Witze vorträgt, über die nicht mal lachen kann, wer vorher auf Senderkosten mit Gratissekt abgefüllt wird, bis er nicht mal mehr den Vornamen von der Omma weiß. Journalisten mochten den Harald, den sie „Dirty Harry“ nannten, weil sie sich in seinem spießigen Zynismus wieder erkannten und er so schön auf den bösen, bösen Gutmenschen mit ihrer political correctness rum hackte, wenn er Polenwitze erzählte. Wenn er mit Playmobil-Figuren deutsche Klassiker nachspielte, hielten sesselpupsende Feuilletonisten das für anarchische Kunst. Wenn Harald Schmidt beim Deutschen Reporterpreis als Juror verkündete, die Reportagen gar nicht gelesen zu haben, die er auszeichnen sollte, weil er sich mit dem ganzen Elend nicht belasten wolle, klopften sich Deutschlands selbsternannte Elite-Journalisten auf die Schenkel. Nein, was ist der wieder gut drauf, der Harald. Anschließend schleimten und buckelten sie sich ran an seinen Bankett-Platz, auf dass ein wenig von seinem vertrockneten Promiglanz auf sie abblättere. Schon zu ARD-Zeiten bestand der Reiz seiner Sendung nur noch darin, ihm beim Verfall zuzusehen. Nu is er weg. Hoffentlich für immer.
Frühling ist die Zeit für den großen Kehraus und bei der Gelegenheit möchte man Sender, Parteien und Vereine ermutigen, dem Beispiel von SAT1 zu folgen und ihre eigenen Harald Schmidts zu entsorgen. Eine mediale Auffanggesellschaft könnte sich um überflüssige Sympathieüberträger wie Johannes B. Kerner und Markus Lanz kümmern, die wechselweise Plauderrunden mit der chronisch überinteressierten Maybritt Illner und dem chronisch uninteressierten Günther Jauch moderieren könnten.
Wichtig wäre auch, vor dem Saisonfinale und der folgenden EM den zum puterroten Kammschwellen neigenden Über-Fußball-alles-besser-Wisser Uli Hoeness für immer abzustellen. Und dessen Weißbier trinkenden Vasallen Waldemar „Waldi“ Hartmann gleich mit. (Am besten alle, die sich bei Interviews duzen) Damit sie sich nicht so allein und wertlos fühlen, könnte Carsten Maschmeyer für sie ein großes get-together organisieren, die Veronica würde sicher auch vorbei schauen und wäre damit aus den zeitgeschichtlichen TV-Schmonzetten der kommenden Jahre getilgt. Das Event lockt sicher auch Ex-Bundeskanzler und Ex-Präsidenten an.
Die Politik sollte mitziehen bei der großen Räumungsaktion und eine Krabbelgruppe für die nervigsten Politiker aufmachen. Kristina Schröder dürfte deutsche Volkslieder singen und Philipp Rösler ganzjährig seine gefloppten Karnevalls-Witze erzählen. Alexander Dobrindt dürfte nach Herzenslust andere denunzieren und anschwärzen, weil ihn eh keiner für voll nimmt. Zum Raufen bekäme er Klaus Ernst und Gesine Lötzsch, die den Alexander ärgern würden, indem sie ihm ihre neuen Grußbotschaften an Fidel Castro vorlesen. Alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ach, wär das schön. Das Motto „Alles muss raus“ sollte im Grundgesetz festgeschrieben werden. Es gibt so viel zu tun.
Haha, sehr gelacht! Am besten gefällt mir die Idee, alles unterAusschluss der Öffentlichkeitmit stattfinden zu lassen. Was wär das für ein Segen.