AUFGESPIESST: Deutschland sucht den Biedermann-Sexismus

AUFGESPIESST | debattiersalon | Foto: © Marion KraskeDa scheint was abhanden gekommen zu sein. Ein Dokument, das eigentlich jede Familie besitzen sollte: der Impfpass. Und so sucht Frauchen im pink-getupften Jumpsuit mit farblich abgestimmten Ballerina-Schühchen – ja wo nur? Wo man nach solch wichtigen Unterlagen eben so sucht, wenn man einen wohl geordneten Haushalt führt: Unter dem Bett – wo sonst? Den wohlgeformten Po aufreizend hoch und höher in die Luft gereckt, die Füße graziös in der Luft schwebend, den Rücken allerdings absurd eingeknickt – eine Pose, die so natürlich daherkommt wie Helmut Schmidt bei seiner täglichen Hatha-Yoga-Stunde. Das Ganze versprüht den Charme von 50er-Jahre Biedermann-Romantik a la Doris Day, als Frau eben noch so richtig Frauchen war. Fehlt nur noch der lasziv tanzende Staubwedel…

So sieht es also aus, wenn sich gut bezahlte Beamte der Republik Gedanken über unsere Gesundheit machen. Da packt man kurzerhand ein wenig altbackenen Sexismus aus – und fertig ist die Impfkampagne. Die Plakate, mit denen die Republik derzeit zugepflastert ist, tragen den kecken Titel: „Deutschland sucht den Impfpass“ und sollen – allen Ernstes – das Volk zum Arztbesuch anregen. Eine bahnbrechende Idee, die die Witzbolde vom Bundesamt für gesundheitliche Aufklärung da hatten. Neben den lustigen Fotomotiven (hahaha!) gibt es einen interaktiven Masern-Impfcheck (wow!) und ein Quiz, bei dem man sogar gewinnen kann (ach so!) – und sei es nur die Erkenntnis, dass auch den gesundheitlichen Oberaufklärern etwas abhanden gekommen sein muss: der Grips?!

Dieser Beitrag wurde unter Alle Artikel, AUFGESPIESST abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.