Im eiskalten gemeinen Politbetrieb wird es dem ein oder anderen mitunter ganz schön warm ums Herz. Dann kommt MANN so richtig in Wallung, fühlt sich wie berauscht und gleich um etliche Jahre verjüngt – alle Pferde (Hormone?) gehen dann mit einem durch. Beispiele dafür gibt es einige, selbst bei denen, bei denen FRAU es gar nicht vermuten würde. Wie ein polternder Horst Seehofer jedenfalls sein außereheliches Tete-a-tete anbahnte – FRAU möchte es sich lieber nicht vorstellen.
Und nun eben Rainer Brüderle, der sich als jungspundiger Don Juan der FDP geriert haben soll. „Sie können ein Dirndl auch ausfüllen“, soll er einer Stern-Reporterin an einer Hotel-Bar zugeraunt haben. Es folgten weitere anzügliche Säuseleien, so steht es nun im neuen Magazin. Auch die Hand seiner umgarnten Herzensdame habe er genommen und geküsst.
Mag sein, dass Brüderle im Rausch der Nacht etwas übers Ziel hinausgeschossen ist, und doch: Wo ist der Skandal? Dass der Stern die altbackene Anmache des als Plappermaul bekannten Liberalen öffentlich macht? Wohl kaum. Es mutet zwar ein wenig seltsam an, dass die Story nicht schon vor einem Jahr gebracht wurde. Aber da war Brüderle ja noch nicht im Gespräch als Lichtgestalt und Ersatz für einen notfalls kollabierenden Rösler.
Anders gefragt: Warum sollte das Magazin eine solche Geschichte nicht bringen? Hochnotpeinlich geriert sich daher jetzt vor allem die FDP, die sonst ja gerne allenthalben Transparenz und Klarheit einfordert, die Berichterstattung über ihren Oberflirter aber kleinmütig als „Tabubruch“ brandmarkt. Wie kommen die Jungs, allen voran Wolfgang Kubicki nur darauf, von schlechtem „Niveau“ zu fabulieren?
Ist es nicht vielmehr ganz natürlich, dass einer, der sich in der Öffentlichkeit an junge Frauen heranrobbt, auch damit rechnen muss, dass dieses auch öffentlich wird?
Tatsächlich ist sämtliche Aufregung über Brüderles Dirndl-Avancen fehl am Platze. Und zwar von allen Seiten. Auch die liebe Damenwelt darf sich nicht beschweren, dass ein alternder und wenig attraktiver Polithansel offenbar der festen Meinung ist, dass er mit seinem abgedroschenen Altherrenwitz noch landen kann. Zahlreiche Vorbilder hat er schließlich, der tapfere Dampfturtler – die SeehofersMünteferingsJoschkasKohlsundWulffs sind schließlich auch alle irgendwie gelandet – trotz fortgeschrittenen Alters, Unansehnlichkeit, Übergewicht, Langeweilertum, hässlichen Gelbklinkerbauten (die Reihe der Negativ-Attribute ließe sich beliebig fortführen). Und dass es gerade bei solchen Promipaarungen nicht immer nur um die große wahre unendliche Liebe geht, beweist gerade das wenig überraschende Aus bei unserem Ex-Präsidentenpaar.