AUFGESPIESST: Der böse Iwan auf dem Kopf

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen ist in Aufruhr. Den Beamten sollten sprichwörtlich warme Ohren gemacht werden – das Landesamt für polizeiliche Dienste entwarf ein Mützenmodell für den bevorstehenden Winter mit langen Fellklappen, das bei Eis und Schnee frierende Beamtenohren bedecken soll. Doch die Uniformträger stellen sich quer. Das bereits 6000-fach ausgelieferte Mützenmodell entspreche nicht ihren Vorstellungen. Das sei eine „Russenmütze“, heißt es seither abschätzig in den Dienststellen, also nicht würdig, um die deutscher Öhrchen zu wärmen.
Was dem Iwan im fernen Osten recht ist, ist dem nordrhein-westfälischen Ordnungshüter noch lange nicht billig. Da kann das befellte Mützenmodell modisch noch so hoch im Kurs stehen.
Ein Witz? Kein Witz, sondern Beamtenrealität. Selbst die Gewerkschaft der Polizei trägt den Protest ihrer Schützlinge mit: Die Polizisten hätten Angst, sich mit dem Ohrenklappenmodell (gemeint ist das „Russenmodell“) zum Affen zu machen, heißt es offiziell.

Aha, liebe Polizisten, damit ist es nun also raus. Der Zoff um die Fellmütze erklärt so manches. Etwa, dass der gemeine Russe in den Beamten-Köpfen augenscheinlich immer noch als minderwertiges Wesen herum spukt. Russisches möchte man nun wirklich nicht auf dem deutschen Beamtenhaupte tragen. Schon klar. Die Weigerung, die Fellmütze zu tragen, ist ein modisches Beispiel dafür, dass in deutschen Behörden lange gepflegte Vorurteile und Stereotype ein munteres Leben führen. Vielleicht erklärt sie auch ein wenig, warum nicht nur im Falle der Neonazi-Morde an zumeist türkischstämmigen Kleinunternehmern in eine andere Richtung als die rechte geschaut wurde. Warum Opfer lange zu Tätern gemacht wurden. Beim unsäglichen Begriff „Dönermorde“ sollte jeder beteiligte Beamte noch heute mützenlos heiße Ohren bekommen.

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