Angstraum

Von Marion Kraske für DER FREITAG

Jahrelang ermordete die Zwickauer Neonazi-Bande unschuldige Ausländer, aus purem Hass auf Fremde. Zahlreiche Vereine und Initiativen versuchen bundesweit, rechtsextremen Strömungen etwas entgegenzusetzen. Doch statt von der Bundesregierung uneingeschränkte Unterstützung zu erhalten, stellt Schwarz-Gelb sie mittels einer sogenannten Extremismusklausel unter Generalverdacht und verlangt: Misstraut euren Mitstreitern. Eine Reise in den Südosten Berlins, wo braune Gesellen versuchen, die Oberhoheit über den öffentlichen Raum zu erlangen.

Es gibt Geschichten, in denen ist eigentlich alles klar: weiß und schwarz, gut und böse – die Rollen sind klar verteilt. Auch diese Geschichte müsste davon handeln, doch inzwischen ist nichts mehr klar hier, im Berliner Südosten. Aus Sicht der Protagonisten scheinen die Grenzen zu verwischen. Die Guten fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die Bösen lachen sich ins Fäustchen.

Vom S-Bahnhof führt ein langer Tunnel hinein ins Wohnviertel von Schöneweide. Der Tunnel ist knatschbunt, er strotzt vor farbigen Figuren und wilden Graffitis. Von Menschenwürde ist da die Rede, von Respekt. Von Love and Peace. Die Europäische Union hat die Malereien mitfinanziert. Weil der Tunnel, wenn man genauer hinsieht, mehr ist als nur einer von vielen. Weil er Zeugnis davon gibt, dass es im Viertel nicht so friedlich zugeht, wie die gut gemeinten Parolen es vermuten lassen. Denn inmitten all der Farbe tauchen immer wieder Hinweise auf eine andere Welt auf: Hier ein Hakenkreuz, da ein NPD-Aufkleber, dort eine Sprechblase: „Heil Hitler“…[mehr]

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